Vom Revolutionär zum Pascha

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Eine Chronik der Revolution von 1848 ist im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen.

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Eine Chronik der Revolution von 1848 ist im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen.

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Das tolle Jahr" - unter diesem Titel präsentiert das Historische Museum der Stadt Wien eine Chronologie der Revolution des Jahres 1848 in Wien. Dabei stehen nicht nur die spektakulären Ereignisse des März, des Mai oder des Oktober im Mittelpunkt, vielmehr wird - nach einem Blick auf die Situation im Vormärz - der Ablauf des Geschehens kontinuierlich vom 13. März, dem Beginn der Revolution in Wien, bis zum 2. Dezember dargestellt, dem Tag der Thronbesteigung Franz Josephs. Darstellungen der Lage in Paris, Berlin, Budapest, Prag und Mailand machen die europäische Dimension der Ereignisse bewußt. Ein abschließender Bereich verfolgt die Erinnerung an die Revolution bis in die jüngste Vergangenheit. Dabei wird beispielhaft deutlich, wie die 48er-Revolution jeweils aktuell bewertet beziehungsweise instrumentalisiert wurde.

Die Besucher sehen Zeitungen und Flugblätter, die Flut der Bildberichte und Karikaturen, die die Revolution begleiteten, zählte doch die "Pressfreiheit" zu deren ersten Errungenschaften. "Und es ward Licht" heißt es dazu auf einem "Erinnerungsblatt an die glorreichen Tage Österreichs", womit der 13., 14. und 15. März 1848 zu verstehen sind. Plakate, Aufrufe, Kundmachungen und Bilder halten den Verlauf der Revolution fest. Die besondere Stellung der Studenten wird ebenso thematisiert wie der Wandel der "Frau Biedermeier" zur Barrikadenkämpferin, das Ringen um die "Constitution" ebenso wie die Auseinandersetzung um die Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung oder die führende Rolle von Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe in der revolutionären Bewegung. Der reich illustrierte, lesenswerte Katalog enthält eine akustische Besonderheit: eine CD mit bisher kaum bekannten Revolutionsliedern.

Eine Antwort bleibt die Ausstellung schuldig: was wurde aus den Köpfen der Revolution, soferne ihnen die Flucht gelang? Man erfährt zum Beispiel, daß der Bauernbefreier Hans Kudlich in die USA floh, der Führer der Mobilgarde, General Josef Bem, in die Türkei. Von Bem erfährt man auch, daß er - in Abwesenheit - zum Tod verurteilt und eine Tafel mit seinem Namen an einen Galgen genagelt wurde. Mehr erzählt die Ausstellung aber nicht. Nun, Hans Kudlich war zuletzt Arzt in Hoboken, New York, Bem trat in den Dienst des Sultans und starb nach Niederwerfung eines Araber-Aufstandes als Moslem und Pascha in Aleppo.

Bis 29. November Karlsplatz, Maderstraße 2, 1040 Wien

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