Robert Dornhelm setzt mit „Udo Proksch – Out of Control“ ein Filmdenkmal.
Robert Dornhelm sei Dank: Österreichs Hollywood-Export hat sich wieder einmal in heimischen Dokumentarfilm-Gefilden umgetan – und einen exzeptionellen Film über Udo Proksch, den gestrauchelten Oberschlawiner der Wiener Gesellschaft (vor allem der roten Reichshälfte) gestaltet. „Udo Proksch – Out of Control“ bringt neue Bilder über eine der schillerndsten Gestalten im Nachkriegsösterreich ans Licht.
Dornhelm war selbst vom Proksch-Virus infiziert, er wurde aber nicht wie die SP-Politiker Karl Blecha oder Leopold Gratz in den Sumpf hinuntergezogen. Eigentlich wollte Dornhelm ja eine Art Biopic über Udo Proksch drehen, Hollywoodstar Jack Nicholson hätte für die Rolle schon zugesagt. Daraus wurde nichts, und so hat Dornhelm – neun Jahre nach dessen Tod als Insasse der Strafanstalt Graz-Karlau – dem Käufer der Konditorei Demel, wo er den berüchtigten „Club 45“ einquartiert hatte, und Gründer eines „Vereins der Senkrechtbegrabenen“, der 1992 als sechsfacher Mörder für die Versenkung des Schiffs Lucona im Indischen Ozean zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ein Denkmal gesetzt. Ausgehend vom Material, das der Leiter der Wiener Fotogalerie WestLicht, Peter Coeln, akribisch gesammelt hat, zeichnet Dornhelm das Bild eines Wiener Napoleon, der bis heute kein Auge trocken lässt – zumindest nicht jene von Dornhelms Gesprächspartnern wie Karl Blecha, Helmut Zilk (in einem seiner letzten Interviews), Gerd Bacher, Teddy Podgorski, Niki Lauda, Karl Schwarzenberg, Prokschs Staatsanwalt Erich Müller oder die Ex-Ehefrauen Daphne Wagner (eine Urenkelin des Komponisten) und Erika Pluhar. Ein atemberaubendes Zeitzeugnis mit ebensolchen Bildern: Wie Dornhelm etwa aus der Strafanstalt Graz-Karlau die Anmutung eines Geister- oder Märchenschlosses zaubert, macht ihm keiner nach. (Otto Friedrich)
Udo Proksch – Out of Control
A 2010. Regie Robert Dornhelm. Verleih: Thimfilm. 85 Min.
