Die Finanzkrise hält die Welt in Atem. Keiner weiß, wohin unser Wirtschaftssystem steuert. Einzig als sicher gilt, dass eine veritable, lang andauernde Wirtschaftskrise folgt. Eine eigentümliche Mischung aus Vorsicht und doch der Versuch, „Zuversicht über die Bewältigung der Krise“ auszustrahlen, dominiert die politische Kommunikation. Und das weltweit.
Der Ruf nach Stabilität und der ordnenden Hand des Staates ist laut ertönt. Dieser Ruf kam von unerwarteter Seite, von Wirtschaftskapitänen, von Bankmanagern. Nach erster Fassungslosigkeit wurde politisch gehandelt. Staatliche Garantien in unvorstellbaren Höhen wurden ausgesprochen. Innerhalb einer Woche wurde ein weiteres Krisenpaket erarbeitet. Die Politiker haben sich als handlungs- und konsensfähig erwiesen. Das ist anerkennenswert. Nur jetzt nicht die falschen Schlussfolgerungen ziehen. In der Krise sind drastische Maßnahmen erlaubt, ja sogar gefordert. Eine Ideologie sollte man daraus nicht zimmern. Die Krise als Chance begreifen. Nach Jahren der Zügellosigkeit des Gewinnstrebens ist die Wiederentdeckung der Moral in der Wirtschaft angekommen. Eine weitere Erkenntnis sollte den europaskeptischen Österreichern jedenfalls bewusst werden, dass gemeinsames europäisches Handeln jedenfalls mehr Erfolg verspricht als nationales Flickwerk.
Ohne Werte, ohne gegenseitigen Respekt und Vertrauen geht es nicht. Und zwar in jedem Lebensbereich. Sei es in der Familie, wo Vertrauensverlust zwischen den Partnern oder zwischen Eltern und Kindern letztendlich zum Scheitern führt. Sei es in der Politik, wo die abgetretene Regierung gezeigt hat, wie lange es sich ohne ausreichende Vertrauensbasis regieren lässt. Nämlich kurz. Sei es wie derzeit zwischen Banken, wo Misstrauen den Geschäftsverkehr lähmt.
Ohne Transparenz und Ehrlichkeit, ohne Maßhalten und Solidarität werden wir unsere Zukunft in der Wirtschaft und Gesellschaft nicht erfolgreich bewältigen.
Der Autorin ist Mitglied im Verbund-Vorstand
