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Im Westen noch nichts Neues

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Mit ihren unzeitgemäßen Betrachtungen über die Frauen in der römischen Antike hält uns die Autorin einen bekannten Spiegel vor, diesmal „feministisch angereichert“.

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Mit ihren unzeitgemäßen Betrachtungen über die Frauen in der römischen Antike hält uns die Autorin einen bekannten Spiegel vor, diesmal „feministisch angereichert“.

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Der erste Teil behandelt die Stellung der Frauen in der Gesellschaft von den Anfängen bis zur Spätantike, deren Alltagsleben und Ehen, ihre Kleidung und Schönheitspflege. Sorgfältig werden die vorhandenen Quellen ausgewertet. Der zweite Teil schildert ausgewählte Frauenschicksale. Im Mittelpunkt stehen Frauen wie Messalina oder Agrippina, die durch ihre sexuellen Ausschweifungen und/oder Verbrechen Berühmtheit schon unter den Annalisten erlangten.

Besonders aufschlußreich sind jene Kapitel, die sich mit Emanzipation, Eheflucht, Kinderlosigkeit, Geburtenrückgang und -kontrolle seit der späten Republik beschäftigen. Schall ist eine zu gute Historikerin, um sich vom herrschenden Zeitgeist des „politically correct“ manipulieren zu lassen. Einerseits prangert sie die Benachteiligung der Römerin in der Gesellschaft an, andererseits sieht sie jedoch die Dekadenztheorie und Zusammenhänge „zwischen dem allgemeinen Sittenverfall und den Befreiungsversuchen der Frau“ bestätigt.

Mit Akribie schildert die Autorin Verhütungspraktiken, Abtreibungen, Kindstötungen, Aussetzungen Neugeborener und die vergeblichen Versuche der princeps, durch Gesetze oder Alimentationsstiftungen die Geburtenrate zu heben. Ihr Resümee: ‘Der unerwartete Aufschwung in augusteischer Zeit brachte Dekadenzerscheinungen mit sich, eine übersteigerte Besitz- und Lebensgier, die in Zeiten hoher Zivilisation immer wieder zu beobachten sind und stets als erste und ernste Anzeichen des Verfalls gewertet werden müssen’.

Ein Buch, das über unser Selbstverständnis und die Zukunft unserer Zivilisation zum Nachdenken anregt.

AM ANFANG WAR DIE WÖLFIN

Frauen im alten Rom.

Von Ute SchalL

Droste Verlag, Düsseldorf, 1994.

466 Seiten, öS 389,-.

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