Starmania für Humoristen

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Den simplen Kauf eines Blumenstraußes erklärt der schrullige Psychoanalytiker als ödipalen Akt eines vom Penisneid Überfallenen. Wirklich witzig, diese Comedy-Nummer, die letzten Freitag in Österreich sucht den ComedyStar auf ATVplus zu sehen war. Die Sendung ist eine Art Starmania für Humoristen, hat zum Teil selbst den Charakter einer Karikatur, weil die beiden Moderatoren Oliver Huether und Doris Golpashin das Format nicht ernst nehmen: In sieben Sendungen treten pro Folge vier Comedians live gegeneinander an (diese Woche kommt die vierte). Das Saalpublikum und das TV-Publikum entscheiden, wer aufsteigt. Die Gewinner der ersten Runde treten dann in sechs weiteren Live-Sendungen gegeneinander an, wobei das Publikum jeweils einen hinaus wählt. Kommt einem sehr bekannt vor.

Österreich sucht den ComedyStar verdeutlicht aber, dass ATVplus den Kinderschuhen entwachsen ist, denn die hochprofessionelle Sendung könnte genauso gut aus einem ORF-Studio stammen. Auch manche Gesichter sind dem ORF-Kunden nur allzu vertraut. In der (für das Ergebnis unerheblichen) Jury saßen der Kabarettist Fifi Pissecker, Urgestein Elfriede Ott und Dieter Chmelar. (Warum der ORF den Entertainer, der das Zeug zu einem österreichischen Harald Schmidt hat, zuerst mit Willkommen Österreich massiv unterforderte und dann ziehen ließ, bleibt ein großes Rätsel.)

Am Ergebnis von Österreich sucht den ComedyStar erkennt man jedoch, dass ATVplus bislang wohl nur einen bestimmten Teil der TV-Seherschaft erreicht - nämlich den, der sich auch an der "erotischen" Wettershow des Privatsenders ergötzt. Gewonnen hat nämlich nicht Franz Hofbauer mit seiner gelungenen Psychoanlyse-, sondern Thomas Meister mit einer Bundesheer-Nummer. Die war zwar eindeutig die schlechteste, aber den frauenfeindlichen Primitivschmäh haben die Zuschauer offenbar goutiert. Michael Kraßnitzer

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