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Alte Sommerhüte

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„Der Florentinerhut“ von Eugene Labiche und Marc Michel ist eines der Dutzendstücke, die Labiche und Co. aus dem Handgelenk verfertigten. Auf den ersten Blick eine banale Fabel, die Lustigkeit verspricht und auch hält, die unterhält, Spannung und Tempo garantiert.

Daß Labiche mehr war als ein Boulevardist, weiß man nicht erst seit gestern. Labiche attackierte die Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts, deren falsche Moral, ihr Selbstverständnis. Schon Ionesco hat Labiche als einen seiner Vorgänger bezeichnet, hat dessen Wortwitz als Anfang einer Sprachkritik gedeutet. Und es gibt auch exemplarische Inszenierungen, die mehr bieten als Komik, die das Lachen als leere Grimasse demaskieren, in denen Labiche als genialer Spötter gezeigt wird.

Nichts von alledem bemerkte man im Volkstheater. Hier stand das Tempo im Vordergrund, die Rasanz der Szenen, der Klamauk - bis zum Leerlauf. Sommertheater mit der Stoppuhr. Als wollte man die Besucher so schnell wie möglich wieder loswerden. Alles gerät etwas derb, plump. Französischer Esprit auf Wienerisch. Den Schauspielern fehlt die sprachliche Sensibilität, die Eloquenz der Labicheschen Figuren. Sie poltern mehr, als daß sie reden. Wie Adolf Lukan als Ehemann oder Peter Hey als Schwiegervater. Helmut Froschauer hat alles Gesellschaftskritische weggelassen, es vielleicht auch gar nicht erkannt. So bleibt das Ganze Undefiniert, wie das Bühnenbild von Maxi Tschunko, das auch nicht genau weiß, ist es nun von heute oder von gestern. Erstaunlich, wie schnell man eine Komödie herunterspielen kann. Und wie lieblos und gedankenlos.

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