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Der Führer der Roten Armee

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Dttokar Graf Czernin, der zur Zeit der Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk :rreichisch-ungarischer Ausminister war und Trotzki aus nittelbarer Nähe beobachten inte, schrieb in seinen 1919 öffentlichten Memoiren über : „Trotzki ist zweifellos ein in-;ssanter, gescheiter Mensch l sehr gefährlicher Gegner. Er eine ganz hervorragende Inergabe, eine Schnelligkeit 1 Geschicklichkeit der Replik, 1 ich sie noch selten gesehen le und dabei die ganze Frech-t, die seiner Rasse entspricht." >o ungefähr dürfte die erstaun-Mitwelt seinerzeit Leon Da-lowitsch Trotzki, geborener nstein, empfunden haben, n wußte von ihm, daß er der htigste intellektuelle Kopf der ächewistischen Partei war, der :ite Mann unmittelbar nach lin, ein überdurchschnittlich abter Schriftsteller, Redner, maust, aber zugleich Organi->r. Noch erstaunter war die lt, als sie sah, wie Trotzki, der tnals und nirgendwo Soldat, als Volkskommissar für mi-rische Angelegenheiten eine

neue Riesenarmee aus dem Boden stampfte und zu entscheidenden Siegen führte.

Das Buch des Historikers und Generals Dimitri Wolkogonow über diesen von seinen Gegnern bestgehaßten, von seinen Sympathisanten aber als geniale Persön-

lichkeit gesehenen Mann, enttäuscht aber, wenn man es mit seiner Stahn-Biographie vergleicht. Hier ist mit dem Verfasser allzusehr der Geschichtsprofessor durchgegangen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, daß für den heutigen russischen Leser, der entweder nur Negatives oder gar nichts über Trotzki erfahren durfte, das Buch immer noch sensationell wirken wird. Von einem Militärhistoriker vom Format Wolkogonows hätte man sich jedoch mehr über die Rolle Trotz-kis im Bürgerkrieg erwartet, noch dazu, wo dem Autor bereits Archive der KPdSU und des KGB zur Verfügung standen.

Trotzdem bleibt das Buch vor allem für Jüngere, die die anti-trotzkistischen Schauprozesse nicht verfolgt haben, ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Sowjetunion, weil es ihnen das Phänomen der kommunistischen Machtergreifung erklärt, bei dem bereits die Keime des späteren Untergangs mitgesät worden waren.

TROTZKI. Das Janusgesicht der Revolution. Von Dimitri Wolkogonow. Econ Verlag, Düseidorf 1992. 496 Seiten, öS 452,-.

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