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Der Tanz der Buckel

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Heribert Sasse hat uns vor kurzem mit seinem Horväth-Abend in der Courage begeistert. Im „Pchenz“ von Terz bei Gratzer outriert er, streckt sich, springt in einem Satz auf einen hohen Kasten, begießt sich mit Wasser und erzählt in verkrampfter Lustigkeit und überspitzter Verklemmung ein Erlebnis mit einer Frau. Das Publikum lacht, Sasse scheint zufrieden. Springt vom Kasten. Eine symptomatische Szene für seinen One-man-Abend im Schauspielhaus.

Gespielt wird „Pchenz“ von Abram Terz; die Selbstreflexion, die psychische Kindheitsreise eines Buckligen, der aus der Realität flüchten will. Mit einer „Platzkarte nach Irkutsk“. Gleichzeitig sollte das Ganze wohl eine Persiflage auf die Geraden sein, auf die Normalen, die scheinbar Natürlichen. Auf die „Menschen“, um mit Terz zu sprechen. Buckliger auf Metaphernsuche. Die Metaphern werden abgetrieben, verflachen in Banalität und in Sasses aufgesetzter Gestik.

Ein nicht guter Text wird nicht gut gespielt, ausufernd, derb, auf den billigen Effekt abzielend: Das Publikum -in schicker Avantgardekostümierung - lacht mit, sucht nach Ventilen, nach Spaß.

Was Terz anbietet, ist banale Psychologie für den Hausgebrauch. Ein Holz-hammerödipus. ödipus als BuckeL Sasse stolpert, lacht, grinst, agiert sich aus. Die physische Leistung war sicher bemerkenswert. „Lachen habe ich zur Not gelernt“ heißt es einmal. Bei Terz und Sasse möchte ich es nicht.

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