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Eine Woche Weltpolitik

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• Im irakisch-iranischen Krieg sind die Fronten nach mehreren Wochen des Stellungskrieges wieder in Bewegung geraten, nachdem die Iraner am 6. Jän­ner eine Gegenoffensive gestar­tet haben. Präsident Bani Sadr als Oberkommandierender der Armee war in letzter Zeit ins Kreuzfeuer der Kritik der Mul­lahs geraten, die ihn für den „Immobilismus“ an den Kampf­fronten verantwortlich machten. Angesichts dieses zunehmenden Drucks der radikalen Geistli­chen scheint Bani Sadr die Ge­genoffensive befohlen zu haben, die nach Angaben aus Teheran schon 1700 irakischen Soldaten das Leben gekostet haben soll. Die Regierung in Bagdad gab zwar zum ersten Mal erhebliche eigene Verluste zu, betonte aber gleichzeitig, daß die irakischen Truppen dem Feind gefestigt ge­genüberstünden.

• über die Zukunft Namibias wird derzeit am Verhandlungs­tisch beraten: Am 7. Jänner be­gann in Genf eine von der UNO organisierte Namibia-Konfe­renz, bei der sich erstmals Ver­treter der „internen“ Parteien (allen voran die Turnhallen-Alli- anz) und Mitglieder der Gue­rilla-Organisation Südwestafri­kanische Volksorganisation (SWAPO) gegenübersitzen. Zur Debatte steht bei dieser Konfe­renz ein Plan der Vereinten Na­tionen, der die völlige Unabhän­gigkeit Namibias von Südafrika und freie Wahlen unter UNO- Aufsicht und mit Beteiligung der SWAPO vorsieht. Gekennzeich­net waren die ersten Verhand­lungstage vor allem durch das tiefe Mißtrauen zwischen den Parteien.

• Libyen und Tschad haben am 6. Jänner vereinbart, sich zu ei­nem Staat zusammenzuschlie­ßen. Dieser sechste Unionsver­such des lybischen Diktators Oberst Ghadhafi ist möglich ge­worden, nachdem Hilfstruppen aus Tripolis dem Präsidenten von Tschad, Goukouni Oueddei, im Dezember 1980 zum militäri­schen Sieg über dessen Rivalen Hissene Habre verhülfen hatten. Indes hat dieser Staatenzusam­menschluß die Nachbarstaaten des Tschad sowie Frankreich und Ägypten auf den Plan geru­fen, die sich äußerst besorgt über die ¦ jüngsten Entwicklungen zeigten. Paris wies auf seine Be­reitschaft hin, den Nachbarn des Tschad auf deren Wunsch durch verstärkte militärische Präsenz vermehrten Beistand anzubie­ten.

• In Polen kam es vergangene Woche erneut zu einem Kräfte­messen zwischen der kommuni­stischen Regierung und der un­abhängigen Gewerkschaft „So­lidarität“, wobei es um die Ein­führung der Fünf-Tage-Woche ging. Die Regierung hatte den Arbeitern Ende August 1980 im 21-Punkte-Programm von Dan­zig freie Samstage versprochen, ohne jedoch einen Termin für die Einführung zu nennen. Die Ge­werkschafter wiederum drängen auf die sofortige Einführung und riefen deshalb zum Fernbleiben vom Arbeitsplatz am 10. Jänner auf. Trotz scharfer Warnungen der Regierung folgten Millionen Arbeiter diesem Aufruf der „So­lidarität“ und blieben am Sams­tag zu Hause. Die polnische KP hat damit wohl noch mehr Auto­rität eingebüßt. Aber diese jüng­ste Kraftprobe ist zweifellos noch nicht zu Ende. B. B.

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