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Elegie auf den Egoismus

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Eine Künstlergeschichte: Er, Hubert Frey, Komponist, sie, Cil-li, eine emanzipierte Fernsehreporterin: flott, erfolgreich, von den Männern begehrt. Er: mißtrauisch, sensibel, ohne Selbstbewußtsein. Er steckt in einer Schaffenskrise, kann nicht mehr komponieren, leidet an Depressionen. Ein Egozentriker, der sich gerne bemitleidet.

Schließlich zieht er sich zurück: In die Einsamkeit, in den Menschenhaß, in die heimliche Liebe zu seiner Schwester. Eine Liebe, die unerfüllt bleibt.

Ein Gescheiterter, der sich in seiner Erfolgslosigkeit noch gefällt.

Ein unsympathischer Held.

Gabriele Wohmann kann schreiben. Das hat sie oft genug bewiesen. Sie hat einen Instinkt für Schwachstellen, für Bruchstellen in der Sprache, setzt ganz gezielt Modewörter ein, verfremdet sie, verzerrt sie, erreicht manchmal bissige Komik. Sie kann auch beobachten: Wie sich psychische Zustände verändern, wie sich Larmoyanz in grenzenlose Ichliebe steigert, wie das berufliche Scheitern eines Mannes zum Zwang wird, wie eine Beziehung leise zerbricht, sich auflöst.

Ein Buch, das ratlos macht.

FRÜHHERBST IN BADENWEILER. Von Gabriele Wohmann, Luchterhand-V'erlag, Darmstadt, 1978, öS 271,60.

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