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Er redet nicht viel

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Seit Montag stehen in einer kleinen Wohnung im sechzehnten Bezirk archaische Plastiken. Frauen, pralle, expressive Körper, drohende Figuren. Die kleine Wohnung ist die Galerie Yppen, die man nur montags besuchen kann. Oder gegen telefonische Voranmeldung.

Die Plastiken sind von Oskar Bottoli. Man nennt ihn den ersten Wotruba-Schüler. Weil die Kritiker immer alles einteilen müssen, immer irgendwo Einflüsse feststellen müssen.

Er ist aber kein Schüler, sondern ein Meister:. Oskar Bottoli. Ein ruhiger, leiser Mensch. Zurückhaltend, fast scheu. Liebenswert. Man würde ihm die Kraft für seine Figuren gar nicht zutrauen. Denn die sind archaisch wild, prall, saftig. Sie leben. Da gibt es nichts Falsches, keine Äußerlichkeit, kein Experiment bloß um des Experiments willen. Da strömt fast archaische Ruhe und Natürlichkeit. Diesselbe sinnliche Ruhe, die auch Oskar Bottolis Augen ausstrahlen. Sie haben sehen gelernt.

Es ist fast feierlich in dem Atelier. Stumme Zeugen stehen im Raum, liegen. Zeugen, mit verschlungenen Armen.

Oskar Bottoli streichelt seine Statuen gern. Als lebten sie. Als seien sie seine Freunde, seine Wahlverwandten.

Er redet nicht viel. Er hat es auch nicht notwendig.

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