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Ethnozentrismus

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Wie kam die neue Welt in die alte? Wie hat Europa die neue Welt aufgenommen? Inwieweit war es überhaupt in der Lage, das Neue zu sehen, zu verstehen, zu schätzen? Mit diesen Fragen ist die an der Universität Heidelberg lehrende Fauke Gewecke an die literarischen Zeugnisse der Entdecker, Reisenden, Missionare und Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts 'herangetreten.

Die neue Welt kam meist nur bis zur Unkenntlichkeit entstellt in die alte. Denn bei dem Amerikabild dieser Europäer handelte es sich „weniger um das Abbild der amerikanischen Wirklichkeit, als vielmehr um die Wiedergabe von in der europäischen Tradition verwurzelten Stereotypen". Ein bestimmtes Vorverständnis, Vorurteile, wirtschaftliche Interessen und andere Faktoren bestimmten das, was die Europäer sehen wollten und damit auch sahen.

Zu einer - wenigstens ansatzweisen - Überwindung dieses Ethnozentrismus kommt es erst bei Montaigne. Wertvolle Vorarbeit leisten die Jesuiten, die die „Missionierbarkeit" der Indianer demonstrieren wollen. Die Amerikaner werden auch durch die Kritiker an der spanischen Eroberungspraxis aufgewertet; die Niederländer etwa legen das Hauptwerk Las Casas' während ihres Kampfes gegen Philipp II. mehrmals neu auf.

Die Erinnerung an das Goldene Zeitalter führt schließlich zur Herausbildung des Stereotyps des „guten

Wilden", das das 18. Jahrhundert beherrschen wird.

WIE DIE NEUE WELT IN DIE ALTE KAM. Von Fauke Gewecke. Klett-Cotta im Deutschen Taschenbuch Verlag, München 1992. 315 Seiten, öS 154,40.

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