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Fünfzig Russen

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„Der russische Mensch liebt das Vielleicht, das Ungefähr und das Irgendwie", lautet eine Selbstcha- rakterisierung des Landes in einem Sprichwort. Über diesen Menschen sucht der Herausgeber Godehard Schramm den Zugang zur „russi- schen Seele" und damit zum immer noch geheimnisumwitterten und fremdartig wirkenden Land selbst.

Tagebuchnotizen, Erzählungen, Romanauszüge, Gedichte und theo- retische Schriften sowjetischer und russischer Autoren hat Schramm so zusammengestellt, daß die Ge- gensätzlichkeiten und Widersprü- che der russischen Mentalität „er- lesbar" werden. Neben den Klassi- kern Dostojewskij, Tolstoj, Gogol, Turgenjew, Gorkij und Tschechow kommen auch Zeitgenossen wie Tarkowskij, Solschenizyn, Nabo- kov, Bukowski und Jewtuschenko zu Wort.

In der Sammlung der Quellen- texte der über fünfzig Autoren, die thematisch gegliedert ist, ist ein Essay eingefügt, der fachlich kom- petent die Merkmale der russischen Literatur schildert. Besonderes In- teresse verdienen jene Abschnitte, wo der Verfasser an der Wochen- zeitung des sowjetischen Schrift- stellerverbandes das Ausmaß der innenpolitischen Veränderungen unter Gorbatschow abliest.

Der Buchtitel stammt von einem Gedicht Fjodor Tjutschews, der meinte, an Rußland könne man „nur glauben". Eine Variation wäre möglich: Vielleicht ist Rußland nur durch die Literatur zu begreifen.

RUSSLAND IST MIT DEM VERSTAND NICHT ZU BEGREIFEN. Selbstbildnisse der russischen Seele. Herausgegeben von Godehard Schramm. Rosenheimer Verlagshaus, 1989.320 Seiten, öS 280,80.

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