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Geschichte der Wahrnehmung

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Wer sich die Mühe macht zu suchen, kann nicht nur neue Bücher über alte, sondern auch neue Bücher über neue Themen schreiben. Nitschke, Direktor der Abteilung für Historische Verhaltensforschung in Stuttgart, untersuchte, welche Aspekte der Wirklichkeit die Menschen einer bestimmten Epoche wahrgenommen haben.

Die Art des Wirkens, die Menschen erfahren, wenn sie handelnd in Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt und Umgebung treten, sei von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Die Griechen der klassischen Zeit etwa hätten eine tragende oder verbindende Kraft gespürt, die Menschen der Spätantike das Wirken einer Kraft, „die aus der Umgebung eines Körpers in diesen eindrang und ihn in einen veränderten Zustand versetzte“.

Der Autor betrachtet Gesten und Gebärden von Skulpturen, auf Fresken, Handschriften und Gemälden, erforscht die architektonische Anlage von Räumen und Gebäuden und beschreibt die Körpersprache einer Epoche. Die Statuen des Praxiteles finden dabei ebenso Erwähnung wie das Stundenbuch des Duc de Berry, Tizians „Asunta“ oder Zeichnungen Kandinskys.

In der Arbeit fehlt glücklicherweise die beliebte Überbetonung der letzten Jährhunderte; auch Griechen, Römer sowie das Mittelalter werden gebührend berücksichtigt. Abschließende Überlegungen zur Methodik münden in die Vermutung, daß eineGeschichte der Wahrnehmungsweisen neue Fragen für die Historie aufwirft.

KÖRPER IN BEWEGUNG: GESTEN, TÄNZE UND RÄUME IM WANDEL DER GESCHICHTE. Von August Nitschke. Kreuz Verlag, Stuttgart 1989.400 Seiten, öS 436,80.

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