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Harmlos

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Mit dem Wort „radikal” verbinden wir heute mehr denn je Terror und Brutalität. Kein Wunder, daß Bundeskanzler Kreiskys Ausspruch von der Notwendigkeit einer Radikalisierung der Kultur die ruhegewohnten Österreicher erschreckte. Aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht, denn radikale Kultur ist keineswegs gleichzusetzen mit politischem Radikalismus, betonte Unterrichtsminister Sinowatz im ORF-Joumalistengespräch zum Thema „Kulturpolitik - wohin?” Kultur sei dann radikal, wenn sie sich mit der „glückhaften Gestaltung des Lebens” befasse, das Gewohnte in Frage stelle, Denkansätze zu Alternativen anbiete.

Wenn Minister Sinowatz davon spricht, daß in der radikalen Kultur heute deshalb das Wohlbefinden des Menschen im Vordergrund stehen könne, weil seine soziale, wirtschaftliche und rechtliche Absicherung weitgehend abgeschlossen sei, so mutet das auch nicht radikal, sondern eher philosophisch an.

Wir brauchen auch keine Sorge zu haben, daß Minister Sinowatz die traditionelle Kunst boykottieren will, er ist nämlich gegen eine Trennung von etablierter und neuer Kultur, denn radikale Kultur kann ja in Etabliertem ebenso vorhanden sein. Wenn er nach diesen Gesichtspunkten in Hinkunft „radikale Kultur” mehr fördern will als die etablierte, wer sollte dagegen etwas einzuwenden haben? Dafür sind wir doch alle. Wozu also das große Geschrei um eine radikale Kultur?

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