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Italienischer Wiener Wald

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„Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Burgtheater, auf Italienisch - ein Autor, den man für unübersetzbar hielt, der aber in Italien wie kaum ein anderer Österreicher geschätzt wird. Eine neue, internationale Horväthre-zeption scheint sich anzubahnen.

Horväths Sprachmelodie kann man in einer anderen Sprache kaum nachempfinden oder wiedergeben, die semantischen Zwischentöne müssen verflachen, untergehen. Man muß die Aussagen anders vermitteln, in der Bewegung, im Duktus, in der Bühnenkonzeption. Wie es das Teatro Stabile di Trieste versucht hat - mit Erfolg.

Man spielt einen leisen, unprätentiösen Horväth, einen Horväth der verhaltenen Gestik, der abgehackten, kühlen, wie unter einem Schleier verschwimmenden Bewegungen; man trifft damit seine Intention, macht sprachliche Mängel und unkorrekte Übersetzungen wieder wett. Wie etwa in der Beichtszene am Ende des ersten Teils, als Marianne fast unhörbar, sich kaum bewegend, wie in Trance, Gott anklagt und ihr Kind verteidigt. Damit werden Horväthsche Dimensionen erreicht.

Horväth wollte in dem Stück eine Dummheit angreifen, die sich in einer scheinbar glatten, reinen Sprachfas-

sade spiegelt, hinter der sich Aggressionen, Autoritätsgläubigkeit und Unfähigkeit zur Kommunikation verbergen. Sprache als Symbol der Unterdrückung, als Instrument der Unterdrückung. Die Triestiner haben das nachvollzogen, durch“ Symbolik im Bühnenbild, in den Bewegungen, durch optische und körperliche Zeichen. Haben den deutschen Studenten als Vorboten des Faschismus gekennzeichnet, durch Phantasie und subtües Spiel ausgeghehen, was sie verbal nicht vermitteln konnten. Allen voran die großartige Micaela Esdar 'als Marianne, die Horväth verstanden hat, verkörpern kann, echte Tragik vermittelt. Ein guter Abend, guter Horväth.

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