6883543-1979_18_11.jpg
Digital In Arbeit

Kostümierte Einsamkeit

19451960198020002020

Die FURCHE setzt ihr „Kunstservice“ in dieser Nummer fort. Nach dem „Sturz der Engel“ des Spaniers Salvador Dali präsentieren wir diesmal „Die Gaukler warten“ des Wieners Helmut Kies.

19451960198020002020

Die FURCHE setzt ihr „Kunstservice“ in dieser Nummer fort. Nach dem „Sturz der Engel“ des Spaniers Salvador Dali präsentieren wir diesmal „Die Gaukler warten“ des Wieners Helmut Kies.

Werbung
Werbung
Werbung

Harlekin und Columbine: Harlekin hegt lässig, ruhig am Boden, stützt sich elegant mit der rechten Hand auf: ein vornehmer, reich gekleideter Mann. Nichts haftet ihm von der Ärmlichkeit und Not des „klassischen Harlekin“ an. Neben ihm sitzt Columbine: kokett nestelt sie in ihrem Haar, fast schelmisch blickt sie in einen imaginären Spiegel. Sie möchte gefallen: sich selbst und dem Mann neben ihr. Ihr weißes Kleid fällt lose über ihren Körper. Ein Anflug von Laszivität huscht über ihr Gesicht. Die beiden Menschen sitzen nahe beieinander, trotzdem blicken sie sich nicht an. Kalte Distanz liegt zwischen ihnen. Sie haben einander nichts zu sagen -trotz ihres Lächelns.

Hinter ihnen wölbt sich grau und schwer der Himmel. Eine düstere, bedrohliche Stimmung beherrscht das Bild.

Die Figur des Harlekins und dessen Liebe zu Columbine hat den Wiener Maler Helmut Kies immer schon fasziniert. Die Dämonie, die unersättliche Gier des „Dieners aus Bergamo“, die fast bedrohliche Lebenstüchtigkeit Harlekins hat Kies auch immer wieder dargestellt. Er steckt den

Harlekin in immer neue Kostüme, zeigt ihn in immer neuen Posen, malt ihn allein, dann wieder mit Versatzstücken: die Gestalt eines liebenswerten und zugleich dämonischen Narzißten taucht in allen Erscheinungsformen auf.

Auf dem oben wiedergegebenen Bild fungiert Columbine nur als Requisit, als Schmuckstück, das kokett seine Schönheit anpreist.

„Harlekin ist heilig und unheilig, göttlich und teuflisch zugleich, in ihm schlägt Fluch zum Segen um und der Segen wird zum Fluch“. So beschreibt Kies selbst seinen Harlekin.

Harlekin wartet: er wartet auf Erfüllung, auf Erlösung. Seine Ruhe und seine Versonnenheit sind Maske, sind aufgesetzes Mienenspiel.

Das Bild ist formal ausgewogen: ganz zart hebt Kies die Farben voneinander ab, er verwendet nur warme Töne und setzt lediglich Columbines weißes Kleid als Kontrast dazu. Dadurch wird die Distanz und die Kälte zwischen den beiden noch größer, wird die Einsamkeit der zwei Menschen noch verstärkt.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung