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Lebenszeichen der Lyrik

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Der Münchner Heyne-Verlag hatte lange Zeit an dem Image zu leiden, ein MultiVertrieb für Dreigroschenromane und Science-fiction-stories zu sein. Diesen nicht gerade schmeichelhaften Ruf will man - seit Jahren schon - loswerden. Mit Erfolg und guten Reihen über Geschichte und Kulturgeschichte. Jetzt ist man auch in die Dichtung eingestiegen. Vor einem Jahr war es die Reihe „Das besondere Buch“, in der kulinarische Leckerbissen und besonders exklusive Beispiele moderner Literatur in schön aufgemachten Bänden zu günstigem Preis angeboten werden.

Als neuesten Clou bieten die Münchner Verleger Lyrik an. Die ersten beiden Bände der Serie „Heyne-Lyrik“ sind schon heraußen. Und man muß den Lektoren jetzt schon zu ihrer Auswahl gratulieren. Johannes Bo-browskis „Sarmatische Zeit“ ist wahrscheinlich eine der besten - bei uns leider zu wenig bekannten - Lyrik-sammlungeri von deutschsprachigen Autoren. Kaum jemand verstand, so subtil, weich und lyrisch im wahren Sinn des Wortes zu formulieren wie Bobrowski, nur selten wurde Sprache so verknappt und trotzdem originär verwendet. Wenn Bobrowski etwa Landschaftsstimmungen einfängt oder Persönlichkeiten mit knappen Bildern charakterisiert, kann man sich kaum seiner Faszination entziehen.

Ähnlich wichtig und gut ediert auch der zweite Band. Ausgewählte Dichtungen von Apollinaire werden französisch und deutsch vorgestellt. Gerade Apollinaire, der mit seinen „Ungedienten“ den Surrealismus vorweggenommen hat, ist heute wieder aktuell. Mit seinem Humor, seinem absurden Witz, hinter dem sich viel Tragik verbirgt.

In beiden Bänden verständliche, kurze Nachwörter von namhaften Autoren sowie kurze Biographien der Autoren.

DICHTUNGEN. Von Guillaume Apollinaire. Verlag Heyne, München 1978, 176 Seiten, öS 37,50.

SARMATISCHE ZEIT. Von Johannes Bobrowski. Verlag Heyne, München 1978, 126 Seiten, öS 37,50.

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