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Mitteleuropa in Oberitalien

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„Das Schickal Italiens hängt nicht von den Italienern ab", schrieb ein zynischer Napoleon 1813 an Eugene de Beauhernais, der geklagt hatte, daß im Laufe der Kampfhandlung ganze italienische Bataillone zu den Österreichern übergelaufen seien. Der große Vorschuß an Vertrauen, den viele Lombarden und Veneter den Habs-burgern damals gaben, ging seit Beginn der 1840er mmer schneller verloren. Um 1860 hielt nur noch eine kleine Anzahl von „Austriacanti" an der Idee eines gemeinsamen Vielvölkerstaates fest.

Warum scheiterte das „Zusammengehen Oberitaliens mit Mitteleuropa"? Diese Frage ist das Generalthema der Studie, die die Geschichte Lombardo-Venetiens aus einerneuen Perspektive betrachten möchte. Für Pesendorfer ist in einer Zeit der Bemühungen um eine europäische Gemeinschaft das Klischee vom Kampf der „guten" italienischen Nationalisten gegen die „bösen" supranationalen und autoritären Reaktionäre jenseits der Alpen überholt. Ein eigenes Kapitel würdigt die Leistungen der Monarchie im Königreich, etwa die vorbildliche Verwaltung und den Ausbau der Infrastruktur.

Die Studie, in der die häufigen Ausrufungszeichen etwas stören, besticht durch die Sachkenntnis des Autors, der viele interessante, aber meist unbekannte Aspekte und Episoden ans Tageslicht fördert. So etwa helfen die Österreicher 1815 den Piemontesen, Savoyen zurückzugewinnen, das nicht einmal 50 Jahre später Cavour Napoleon III. opfern sollte, um seine Unterstützung im Krieg gegen Österreich zu gewinnen.

EISERNE KRONE UND DOPPELADLER. Lombardo-Venetien 1814-1866. Von Franz Pesendorfer. Verlag Franz Deuticke, Wien 1992. 357 Seiten, öS 680,-.

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