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Resignation vor der Dummheit

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Heribert Sasse ist ein intellektueller Schauspieler, einer, der Texte analysiert, nach Bedeutungen und versteckten Strukturen sucht, der jede übertriebene und damit falsche Emotion ausschaltet. Er rezitiert verhalten, kühl - eine Art Antipathos. Im Theater der Courage las er Lyrik von Brecht und Prosa von Horvath - Thema: Kinder unserer Zeit. Es sind vorwiegend Texte aus den dreißiger Jahren, polemische, selten gehörte Texte, die den nahenden Faschismus angriffen, die drohende „braune Gefahr“, die Horvath wie kaum ein anderer in seinen Stücken vorausgesehen hat.

Sasse zeigte auch die Ohnmacht dieser Literatur auf, die sich in wütende Ironie flüchten, ihre direkte politische Wirkungslosigkeit zur Kenntnis nehmen mußte. Und Sasse verstand es auch, die Modernität der beiden Autoren aufzuzeigen, das Aufspüren des versteckten, latenten Faschismus, der gesellschaftlichen Mikrostrukturen. Sasse las nicht vor, er spielte den Text auswendig, bewegte sich scheinbar frei, ungezwungen und war deshalb besonders dicht. Ein großartiger Abend.

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