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Taschenbücher

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Gesammelter „Saint-Ex“

Um 1950 war er Geheimtip der Intel-lektueUen, später wurde er einer der meistgelesenen Autoren, dann fiel er einem auch dort, wo es nicht marxistisch war, von den marxistischen Begriffen geprägten Denken zum Opfer. Gründe genug dafür, daß die seinerzeitige exemplarische Werksausgabe des Karl Rauch Verlages, Antoine de S a i n t Exupery: „Gesammelte Schriften“, jetzt erst als (ebenfalls dreibändige) Taschenbuchausgabe vorliegt. Selbstverständlich enthält sie auch Exuperys IUustrationen zum „Kleinen Prinzen“. Damit wird eine schmerzlich empfundene Lücke geschlossen. Die Wiederbegegnung mit dem aristokratischen Humanisten und überzeugten Gegner des Faschismus in jeder Gestalt bedeutet die Wiederentdeckung vorübergehend außer Kurs gesetzter Motive politischen Handelns, vorübergehend auße^Kurs gesetzter Erscheinungsformen der Wahrheit. Sein kolossales Fragment „Citadelle“ („Die Stadt in der Wüste“) hat nichts von seiner Gültigkeit verloren, aber auch nichts an Lesbarkeit gewonnen - dafür stößt man in den ungezählten anderen Schriften allenthalben auf Sätze, die sich dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Tod Exuperys auf einem Aufklärungs-flug lesen, als wären sie heute geschrieben worden. Zum Beispiel: „Die revolutionären Stoßtrupps, gleichgültig, welcher Partei sie angehören, machen nicht Jagd auf Menschen (sie wägen den Menschen nicht nach seiner Substanz), sondern auf Symptome. Die gegnerische Wahrheit erscheint ihnen als epidemische Krankheit. Um eines zweifelhaften Anzeichens wülen schickt man den Bazillenträger in das Isolierungslager. Den Friedhof.“ (Deutscher Taschenbuch-Verlag dtv, München 1978, Dünndruckausgabe in 3 Bänden, 1800 Seiten, öS 374,40.)

Bibliophile Taschenbücher

Fast mit einem Paukenschlag, nämlich mit 12 Bänden gleichzeitig, traten die „Bibliophüen Taschenbücher“ auf den Plan. Die Möglichkeiten des photomechanischen Nachdruckes werden hier konsequent genutzt, nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch besonders bemerkenswerte Bücher vergangener Jahrhunderte nachzudrucken: naturgetreu, aber auf gemeinsames Taschenbuchformat gebracht, und damit erstens brieftaschen- und zweitens wohnungsfreundlich, nämlich platzsparend und billig. Die Palette reicht von einem auf fünf Bände berechneten Klein-Reprint der Guten-berg-Bibel (!) bis zur Kuglerschen, von Menzel ülustrierten „Geschichte Friedrichs des Großen“ von 1856, von der deutschen Erstausgabe von „Onkel Tom's Hütte“ (1853) bis zum im gleichen Jahr erschienenen „Bech-stein's Märchenbuch“. Manches, wie die Anthologie „Lieder der Heimath“ von Bund oder Bramers „Lob des Tugendsamen Weibes“ oder des Paters Hilarion „Büdergalerie weltlicher

Mißbräuche“, hat mehr komischen als historischen Reiz. Bemerkenswert hingegen der erste Jahrgang des „Kladderadatsch“ (1848!) und das ebenso köstliche wie entdeckungsgeschichtlich wichtige „Vierdte Buch von der neuwen Welt, oder Neuwe und gründliche Historien von dem Nider-gängischen Indien so von Christo-phoro Columbo im Jar 1492 erstlich erfunden“ von Theodore de Bry, nach der“ deutschsprachigen Erstausgabe von 1594 (!); dieses Werk ist nicht nur eine wertvolle Quelle über die Wirkung der Entdeckungsreisen auf dem europäischen Kontinent, sondern auch hochartifiziell ülustriert. Eine Buchreihe also, die sicher sehr schnell einen festen Platz in Buchhandlungen und Bücherschränken erobern wird. Geplant sind 12 Bände pro Vierteljahr, 300 bis 500 Titel innerhalb der nächsten Jahre. (Verlag Harenberg Kommunikation, Köln, 60 bis 545 Seiten, öS 53,-bis 131,-.)

... in Daten und Bildern

Als Insel-Taschenbücher, aber in besonderer Ausstattung, auf besserem Papier und vorwiegend (bis fast ausschließlich) aus Büd- und Dokumen-tarmaterial bestehend, erschienen drei neue Bücher der Reihe „Leben und Werk in Daten und Büdern“: Schüler, Böcklin und ödön von Horväth. Wie alle Bände dieser Reihe, wollen sie gar nicht fortlaufend gelesen, sondern vor allem durchgeblättert werden, zwingen beim Schmökern immer wieder zum Verwehen und informieren dabei unsystematisch, aber oft äußerst überraschend. Der Band über Schiller enthält - außer einigen Briefen - kommentiertes Büdmaterial, der Band über Böcklin als einziger längere Texte, der Horväth-Band ausschließlich Selbstzeugnisse, Dokumente und knapp kommentierte Photos. Erstaunlich, wie lebendig auf diese Weise eine Person gemacht werden kann! (Insel-Verlag, Frankfurt 1977,196 bis 276 Seiten, je öS 70,20.)

Gurt Goetz komplett

Daß Curt Goetz und seihe „angetraute Geliebte“ Valerie von Martens die besten Interpreten seiner Stücke waren, hat deren Verbreitung nicht gefördert. Viel zuwenig ist bekannt, daß Goetz sehr viel mehr geschrieben hat als den „Dr. med. Hiob Prätorius“ (den man vor Jahren in den Kammerspielen sah) und das „Haus in Montevideo“ und daß er sich in seinen vielen anderen Stücken vom „Ausbruch des Weltfriedens“ bis zu „Nichts Neues aus HoUywood“ als ebensolcher Meister des geschliffenen, pointierten Dialogs erwies. „Sämtliche Bühnenwerke“ von Curt Goetz sind aber auch als Lektüre sehr ergötzlich. Die dreibändige Taschenbuchausgabe enthält „Prätorius“ und „Hokuspokus“ sogar in je zwei Fassungen. (Wühelm Heyne Verlag, München 1977, 1134 Seiten, öS 120, 10.)

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