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Tendenziöses

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„Fangts kan Krieg an, wenn ihr keinen führen könnts!" brüllt Oberst Windisch, Theresienritter der Isonzo-front, über das Feldtelefon einen Vorgesetzen während des deutschen Angriffs auf Murmansk an. Wie in vielen anderen Schlachten, die das Buch schildert, scheitern die Achsenmächte an ihrer materiellen Unterlegenheit. Es fehlt an Truppen, schweren Waffen, an Luftunterstützung und ausreichender Munition. Stattdessen werden die für das Deutsche Reich kämpfenden Österreicher mit Sprüchen wie „Wer hungert und friert, ist selber schuld" (General Schörner an der Eismeerfront) bei Laune gehalten.

In 13 Kapiteln kommen österreichische Soldaten zu Wort, die ihre Erlebnisse an den Kriegsschauplätzen ganz Europas schildern, von Narvik und Finnland, von Stalingrad, Kreta, Werschetz, Arnheim und „Jugoslawien". Das Buch soll offenbar das Bild vom „bösen Deutschen" (und Österreicher) korrigieren. In einer simplen Schwarz-Weiß-Zeichnung stehen den selbstlos und aufopfernd kämpfenden deutschen Helden die Alliierten gegenüber, die deutsche Städte niederbomben, regelmäßig die Gefangenen ermorden (vor allem in Rußland und „Jugoslawien") und auch ansonsten nicht viel vom Kriegsrecht halten.

Trotz dieser ideologischen Verklärung des Geschehens vermag das Buch zu fesseln. Ist es doch bestürzend zu lesen, was einfache Menschen im Kampf für eine Verbrecherbande alles erleiden mußten.

TRAGÖDIE DER TAPFERKEIT. Österreicher als Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Von Ingomar Pust. Amalthea Verlag, Wien 1992.

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