Ist es wirklich so, daß jeglicher weitere wirtschaftliche und soziale Fortschritt von dieser speziellen Energiequelle und dem mit ihr derzeit noch verbundenen fürchterlichsten Risiko abhängt?
Die sozusagen anstrengungslose Konzentration auf die Fündigmachung und Ausbeutung einer einzelnen Energie- oder sonstigen Quelle von Reichtum kann sich höchst gefährlichfür die wirtschaftliche und soziale Gesamtentwicklung eines Staates auswirken, wenn hierdurch die übrigen geistigen und materiellen Ressourcen so wenig gefordert werden, daß sie zurückbleiben und stagnieren.
Derlei geschah in Spanien nach der Entdeckung Amerikas, als man sich durch dessen Ausbeute an Gold und Silber von einer innerwirtschaftlichen Entwicklung enthoben . glaubte.
Großbritannien befindet sich seit dem Verlust seiner überseeischen Herrschaftsgebiete in einer tiefen Gesellschaftskrise. Um aus ihr hinauszukommen, bedürfte es umfassender politischer, industrieller und fiskalischer Reformen. Man befand sich auch schon auf dem Weg dahin, als das „Wunder“ der Entdeckung des Nordsee-Öls die reformerische Entschlossenheit einlullte. Ein Großteil von dieser konzentriert . sich nun auf den Streit zwischen Gewerkschaften, Regierung und Eignern um die jeweiligen Anteile an dem neuen Reichtum.
Die Ähnlichkeit besteht in der Denkweise, im mechanistischen Glauben an eine Patentlösung aller Probleme durch die Atomenergie. Echter Wohlstand besteht nicht allein in erhöhter Konsumfähigkeit, sondern kommt aus den Bemühungen um die Ausfindung und Schaffung antochthoner geistiger und materieller Ressourcen - und zwar solcher, die fundamental nicht mit einem so schrecklichen Risiko verbunden sind wie die Kernenergie.
