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Rückkehr zum Wort

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DOGMA UNTER DEM WORT GOTTES. Von Matthlas-Grünewald-Verlag, Malm, 1965. 148

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DOGMA UNTER DEM WORT GOTTES. Von Matthlas-Grünewald-Verlag, Malm, 1965. 148

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Der Verfasser (Professor für Dogmatik in Münster) untersucht die Frage nach dem Verhältnis von Dogma und Evangelium und sieht darin „ein bedrängendes Problem der gegenwärtigen Kirche und der neuzeitlichen Theologie“. Er macht einer relativ jungen Tradition den Vorwurf, den Dogmenbegriff eingeengt zu haben. Dem gegenüber stellt Kasper in einem kurzen, doch mit reichlichen Belegen fundierten, Überblick fest, daß das historische Dogmenverständmis und die Geschichte des Dogmenbegriffs zeigen, daß man nicht immer weiß, was ein Dogma ist. Kasper setzt sich mit „Humani ganeris“ auseinander und stellt daibei fest, daß die Enzyklika „einen Wandel in der sprachlichen und begrifflichen Formulierung der Glaubensgeheimnisse nicht in Abrede stellt“. Ein befreiendes Wort Johannes XXIII. wird zitiert, während in der Diskussion um Dogmatik und Exegese K. Rahner weitgehend heranigezogen wird. Aus all dem geht hervor, daß der katholische Dogmenbegriff für die Freiheit und die Unverfügbarkeit des Evangeliums in und über der Kirche offen ist und protestantische Theologen es sich mit ihrer Kritik hier zu leicht machen. Weiterhin untersucht Kasper die Wahrheit des Evangeliums. Über die Frage „Was ist Wahrheit?“, die Heideggersche Auffassung vom

Walter Kasper. Rückkehr zum Wort. Selten. Kartoniert, DM 8.80.

Denkvollzug durch die Sprache, kommt er zu der Feststellung, daß „Theologie nichts anderes ist als Hermeneutik des Wortes des Evangeliums“, demgemäß geht er in der Untersuchung über das Wahrheitsverständnis der Schrift vom Wort aus, das hebräisch „erneth“ heißt und etwas ganz anderes bedeutet als das griechische Wort der Septuaginta, so daß biblische Wahrheit „das ist, was sich in der Geschichte als das erweist, was es zu sein beansprucht, was — als zuverlässig und treu bewährt — Selbstverifikation und Selhstratifikation (bedeutet)". In einem kurzen geschichtlichen Überblick stellt Kasper fest, daß das Evangelium in keinerlei Gegensatz zur Überlieferung und Lehre der Kirche steht. Leider wurde der Begriff Evangelium durch häretische Verzerrung suspekt, was innerkirchlich zu einer polemischen Verengung führte, in der auch das Evangelium, das ursprünglich die im Wort der Verkündigung offenbar werdende Macht Christi in und über seiner Kirche war, der Institutionalisierung nicht entging. In dieser Situation hat das Zweite Vatikanische Konzil einen entscheidenden Schritt getan zur Freimachung von der geschichtlich bedingten Verengung und zur Rückbesinnung auf das charismatisch- prophetische Element in der Kirche.

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