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Sie waren einst zwei miteinander befreundete Partei-Generalsekretäre, zwei junge Hoffnungen des Landes Niedersachsen: David McAllister für die CDU und Philipp Rösler für die FDP. Beider Karriere ging nach oben, der eine wurde Ministerpräsident, der andere Parteiobmann. Der vorige Sonntag hat sie wieder zusammengeführt - und beide wurden mit ihm nicht glücklich: McAllister wurde knapp abgewählt, Rösler konnte selbst einen Rekordgewinn nicht für sich verbuchen.

Niedersachsen scheint ein Reservoir für Politiker mit nicht deutschen Wurzeln zu sein: David McAllister ist der Sohn eines schottischen Militärs, Philipp Rösler ist in Vietnam zur Welt gekommen. Nach für die Liberalen enttäuschenden Kommunalwahlen 2011 gab er den Parteivorsitz in Niedersachsen an Stefan Birkner ab: Dieser ist gebürtiger Schweizer.

Birkner, der hagere Mann mit markanter Brille, gilt als akribischer Arbeiter und Experte in seinem Ressort. Bis vor zwei Jahren war der Jurist kaum bekannt und stand auch dann im Schatten seines Förderers Rösler. Dies hat sich seit Sonntag geändert. Seither setzt die Partei mehr Hoffnung in seine politische Zukunft als in die von Philipp Rösler.

Rösler selbst unternahm am Tag nach der Wahl einen schlauen Schachzug und stellte im Augenblick des flüchtigen Triumphes sein Amt zur Verfügung. Das aber wollten weder seine Gegner noch die Parteispitze, und so konnte Rösler wohl kalkuliert seine Position zementieren.

Philipp Rösler kann also den intelligenten politischen Schachzug. Er beherrscht die freie Rede ohne Versprecher. Und doch kämpft er mit der alten Krankheit der FDP, an der sie bestimmt schon seit Genscher laboriert: Die Unzufriedenheit mit dem Chef. Einmal hieß der Grabenkämpfer Möllemann, dann wurde Guido Westerwelle abgeschossen. Hinzu kommt, dass Rösler kein Netzwerk in der Partei hat.

Die große Begabung

Anfangs hatte der 39-jährige Rösler als große politische Begabung gegolten: Eloquent, adrett und kundig. Er wurde 1973 während des Vietnamkriegs geboren und gelangte noch als Baby nach Deutschland, wo ihn sein deutscher Ziehvater allein großzog. Vielleicht weil sein Vater Offizier war, ging auch Philipp Rösler zur Bundeswehr und wurde dort Stabsarzt. Nach der Zeit als Parteisekretär in Niedersachsen wurde der gläubige Katholik dort Partei- und Fraktionschef der Liberalen, dann Wirtschaftsminister. Mit dem Regierungsantritt von Schwarz-Gelb im Bund wechselte der stets freundlich wirkende Rösler als Gesundheitsminister nach Berlin. Kurze Zeit später folgte er Guido Westerwelle als Parteichef und Vizekanzler, als Jüngster im Kabinett, schließlich wechselte er ins Wirtschaftsressort. Dann allerdings endete die Glückssträhne des zweifachen Vaters: Die Querelen in der Partei nahmen zu. Zuletzt wurde Rösler ziemlich unverhohlen beim Dreikönigstreffen der Liberalen als Parteichef infrage gestellt.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hält ihn für zu forsch, schließlich hat er ihr Bundespräsident Gauck eingebrockt und sie damit in der Öffentlichkeit schlecht dastehen lassen.

Philipp Rösler ist der einzige Bundespolitiker, der ein Ablaufdatum trägt: Schon vor Jahren hatte er angekündigt, dass mit 45 Jahren für ihn Schluss mit der Politik sei, und dabei bleibt er. Am 24. Februar wird er 40 Jahre alt.

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