Innovation biblisch gebürstet

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"Selbst dann, als sich die großmäuligen Jünger als Versager entpuppt hatten, tauschte Jesus, der Auferstandene, sein Team nicht aus."

Bei vielen Innovationskongressen oder Motivationsevents werden in der Regel Menschen als Redner eingeladen, die durch imponierende Leistungen herausragen. Sie werden als Stars angekündigt und versuchen dann unter Zuhilfenahme sämtlicher rhetorischer und präsentatorischer Tricks, den staunenden Zuhörern klarzumachen, dass auch sie Außergewöhnliches vollbringen könnten, dass es nur am echten Willen läge und dass man unbeirrt positiv denken müsse. Zunehmend sind es ehemalige Extremsportler (selten Sportlerinnen), meistens sympathische und junggebliebene Männer, die mit einer Mischung aus Selbstdarstellung, Schmäh und Schwiegermutterbonus die Botschaft verkünden: Auch du kannst es schaffen! Da sich nicht alle Erfolgsgeheimnisse in einen Kurzvortrag verpacken lassen, kann man praktischerweise das dazu passende Buch in der Pause käuflich erwerben.

Je euphorischer allerdings der Starredner gefeiert wird, umso mehr denkt sich der Beifallklatschende: Der ist so unglaublich toll, aber ich kann das nicht!

Kaum jemand glaubt zum Beispiel einem dreifachen RAAM (= Race across America)-Sieger wirklich, dass man selbst auch 5000 Kilometer herunterspulen bzw. Analoges in seinem Unternehmen schaffen könne. Wenn es so wäre, müsste Österreich vor lauter Innovation platzen.

Nicht Neues, sondern Besseres

Was zeichnet also wirklich innovative Menschen aus, wenn nicht ihre Großartigkeit, ihre Einzigartigkeit und ihre überdurchschnittlichen, ja übermenschlichen Fähigkeiten? Und was ist mit Innovation eigentlich gemeint? Aus einer qualitativen Perspektive sind Innovationen in erster Linie nicht etwas Neues, sondern etwas Besseres. Wer würde sich sonst ein neues Smartphone oder Auto kaufen? Warum soll man Routinen und Abläufe ändern, wenn nicht, weil sie einfacher, besser und attraktiver werden?

Neue Beziehungen werden eingegangen, weil man überzeugt ist, auf diese Weise glücklicher zu werden. Was schließlich treibt erfinderische Menschen an, wenn nicht die unbändige Neu-und Wissensgier, etwas besser zu verstehen, zu gestalten und umzusetzen? Die Menschheitsgeschichte - ebenso die Kirchengeschichte -lässt sich auch als Innovationsgeschichte lesen, und das II. Vatikanum ist nur ein besonders prominentes Beispiel für diese These.

Die Bibel spricht vom Geist Gottes, der weht, wo er will. So entstehen auch in Österreich immer mehr Netzwerke, (Un-)Konferenzen und Foren, wo nicht Einzelstars im Mittelpunkt stehen, sondern faszinierende Menschen, die mit Kreativität, Hartnäckigkeit und Liebe kleine und große Verbesserungen initiiert haben oder dies ab sofort tun wollen. Im lebendigen Austausch inspirieren sie sich gegenseitig. Bei solchen Initiativen wird ein lebendiger innovativer Geist spürbar, der an viele biblische Begebenheiten erinnert, auch wenn die wenigsten sich selbst als Christen bezeichnen würden. Viele erzählen jedoch, wie sie ihr Potenzial entdeckt haben, wer es wachgeküsst hat und wodurch sie Mut bekommen haben, neue Wege zu gehen. Nun widmen sie ihre Talente radikal einer besseren Welt. Sie wählen das Leben und ermöglichen durch ihr Engagement viele gute Früchte.

Eine leitende Forschungsfrage der (kirchlichen )Unternehmensberatung Pastoralinnovation war und ist es zu erkunden, welche Kennzeichen Innovatoren und Innovatorinnen verbinden. Warum sind sie nicht gescheitert? Woran lag es, dass sie nicht aufgegeben haben? Unabhängig davon, in welchem Bereich jemand tätig ist, ist dabei Überraschendes zutage getreten. Kaum ein Innovator ähnelt den eingangs beschriebenen Keynote-Sprechern. Wenige sind "High performer" oder "Wunderwuzzis". Bei aller individuellen Unterschiedlichkeit sind die meisten, wie man so sagt, ganz normale Menschen, die jedoch auffallende Gemeinsamkeiten aufweisen.

Sie leben Führung machtvoll und dienend zugleich. So verwirklichen sie das Wort Jesu: "Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein!" und folgen de facto seinem Beispiel, das er durch die Zeichenhandlung der Fußwaschung setzt. Macht wird also nicht negativ bewertet, sondern unter diesem radikal neuen Vorzeichen als Anteil an der göttlichen Wirkkraft verstanden und gelebt, damit Besseres entstehen kann. Diese Unternehmerinnen, Pioniere und Gründerinnen versuchen, sich mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Licht-und Schattenseiten, immer besser kennenzulernen und dazu zu stehen.

Sie bemühen sich, ihre eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren und vielen gelingt das leichter, weil sie sich von Gott akzeptiert wissen. Statt Perfektionismus verbindet Innovatoren die Sehnsucht, besser zu werden. Der Feind des Besseren aber ist oft nicht das Schlechte, sondern das Gute. Daher geben sie sich nicht mit dem Guten zufrieden, sondern strengen sich an für das Großartige ("from good to great"). Die Rebe, die Frucht bringt, soll noch mehr Frucht bringen!

Modus der Unterschiedlichkeit

In der Polarität von Unzulänglichkeit und Talenten widerstehen sie der Versuchung zum Einzelkämpfertum oder zur Selbstdarstellung und bauen konsequent effiziente Teams auf. Innovation gehört zur Gattung der Mannschaftssportarten, allein kann man nicht gewinnen. Gute Teams sind alles, nur nicht homogen. Nur im Modus der Unterschiedlichkeit können Systeme leben und gedeihen, von hoch entwickelten Lebewesen über fragile Organisationen bis zu globalen Ökosystemen. Die komplexen Herausforderungen in allen Bereichen erfordern das Zusammenspiel unterschiedlicher Kompetenzen im fachlichen, geistigen und emotionalen Bereich.

Lustvoll und ausdauernd arbeiten innovative Männer und Frauen daran, verschiedene Teile zu einem lebensfähigen und lebendigen Ganzen zu verbinden, wie ein Dirigent, der aus Einzelspielern ein Orchester formt, immer im Blick auf das Ziel einer großartigen Performance für ein fasziniertes Publikum, das darin Leben in Fülle erfährt.

Das Andere wird daher grundsätzlich nicht als Bedrohung wahrgenommen, sondern als unumgängliche komplementäre Ergänzung, ohne die kein Eines und Ganzes entstehen kann. Daher bewegen sich Innovatoren grundsätzlich nicht nur in vertrauten Kreisen, sondern kundschaften in fremden Gegenden (geografisch, geistig und sozial), netzwerken mit Kollegen und Kolleginnen aus völlig anderen Bereichen und setzen sich generell mit Themen und Menschen auseinander, die unerwartet sind. Oft haben sie Hobbys, die ungewöhnlich erscheinen mögen, aber sich als schlüssig entpuppen, sobald der Paradigmenwechsel von "more of the same" zu "outside the box" gewagt wird. Der Rosen züchtende Pfarrer, der Manager, der beim Vinzibus mithilft oder die Krankenhausseelsorgerin als Gitarristin einer Rockband -wer um sich schaut, wird viele solcher Kombinationen wahrnehmen.

Jesus hat sein Innovationsprojekt mit Menschen begonnen, die heute bei Bewerbungen wenig Chancen haben. Selbst dann, als sich die großmäuligen Jünger als Versager entpuppt hatten, tauschte der Auferstandene sein Team nicht aus. Er machte deutlich, dass tatsächlich jeder Mensch die Möglichkeit hat, für eine bessere Welt Beiträge zu leisten, gerade auch die "Schwachen, Törichten, Niedrigen und Verachteten"(1 Korinther 1,26f). Denn er versprach ihnen seinen Geist. Was ab dessen Ausgießung geschah, ist Geschichte. Innovationsgeschichte.

Pastoralinnovation Georg Plank &Team bieten zw. 5. und 10. Mai Erlebnistage für Gemeinden an sowie am 24./25. Mai das Innovationsforum PfinXten Infos: www.pastoralinnovation.at

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