Streit über den „Synodalen Weg“: Hat das Recht immer „dem Leben“ zu folgen?

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Der Pastoraltheologe Johann Pock hinterfragte in der FURCHE die Kritik von Rom (und Kardinal Schönborn) am Synodalen Weg der deutschen Katholiken – und ortete „Angst“. Eine Replik.

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Der Pastoraltheologe Johann Pock hinterfragte in der FURCHE die Kritik von Rom (und Kardinal Schönborn) am Synodalen Weg der deutschen Katholiken – und ortete „Angst“. Eine Replik.

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Wovor die Kritiker denn Angst hätten, fragte der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock in der letzten FURCHE angesichts der jüngsten Diskussionen über den Kurs des deutschen Katholizismus. Ein Mahnschreiben aus dem Vatikan hatte die Deutsche Bischofskonferenz aufgefordert, nicht über die Satzung des geplanten Synodalen Ausschusses abzustimmen, Wiens Kardinal Christoph Schönborn hatte in einem Interview mit communio.de die Bedenken Roms bekräftigt. In Deutschland will man den von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) veranstalteten Synodalen Weg verstetigen und ein landesweites Beratungs- und Entscheidungsgremium installieren. Bisher ist es jedoch nicht gelungen, den Papst und die Kurie von dieser Idee zu überzeugen. Neben Schönborn hat sich auch der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper zum Thema geäußert.

Also: Wovor haben Papst, Kurie, Schönborn und Kasper Angst? Es ist typisch für die aktuelle Diskussionskultur, die Auseinandersetzung mit den Argumenten der Gegenseite zu überspringen und sich stattdessen für Motivlagen und verborgene Beweggründe zu interessieren. Pocks rhetorische Frage kommt ohne Antwort aus. Doch wir kennen die gängige Erklärung aus der deutschen Debatte: Die römischen Behörden seien getrieben von der „Angst vor Macht- und Kontrollverlust“, meint etwa Joachim Frank, Journalist und ZdK-Mitglied. Es passt in diese Logik, dass Johann Pock die diesbezüglichen Beiträge als kirchenpolitische Interventionen wahrnimmt.

Produktiver Streit braucht Argumente

Und doch wäre es das Ende jeder vernünftigen Auseinandersetzung, wenn man sich darauf einlassen würde, dass sich mit dem Verweis auf die Genese einer Aussage ihre Geltung widerlegen ließe. Sprich: Selbst wenn sich jemand vermeintlich aus „Angst“ oder kirchenpolitischem Interesse äußert, heißt das nicht, dass er deswegen im Unrecht ist. Produktiv ist Streit nur, wenn man argumentiert.

Inzwischen hat der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer übrigens auf die Kritik geantwortet. Unter der Überschrift „Wir haben verstanden“ signalisiert er die Bereitschaft zur konstruktiven Auseinandersetzung. Die Beiträge von Kardinal Kasper sollte man jedenfalls nicht vorschnell abtun. Denn sie weisen mit ihren Vorschlägen einen Ausweg aus einer verfahrenen Debatte. Auch die Warnung von Kardinal Schönborn, die kirchliche Einheit im Glauben und die Gemeinschaft mit dem Papst nicht zu gefährden, muss ernst genommen werden.

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