Deutscher Synodaler Weg auf Kollisionskurs?

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Ein Brief aus Rom – samt bekräftigendem Interview von Kardinal Schönborn – warnt die deutschen Katholikinnen und Katholiken vor einem Sonderweg. Wovor aber hat man Angst? Ein Gastkommentar.

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Ein Brief aus Rom – samt bekräftigendem Interview von Kardinal Schönborn – warnt die deutschen Katholikinnen und Katholiken vor einem Sonderweg. Wovor aber hat man Angst? Ein Gastkommentar.

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War die Rede von „Synodalität“ in der römisch-katholischen Kirche bis vor Kurzem nur wenigen theologischen Insidern ein Begriff, so hat sie unter Papst Franziskus an Aufmerksamkeit massiv gewonnen. Familiensynode, Jugendsynode – und dann vor allem die Amazoniensynode wurden nun nicht mehr nur als interne Bischofssynode abgehalten, sondern unter verstärkter Einbeziehung der kirchlichen Basis.
Wohl auch mit diesem Rückenwind wurde in Deutschland 2019 der „Synodale Weg“ in Kooperation von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begonnen – als Gesprächsforum für eine strukturierte Debatte. Es war dies aber vor allem eine Reaktion auf die Ergebnisse der Missbrauchsstudie deutscher Diözesen 2018, um den Wurzeln des Missbrauchs auch strukturell zu Leibe zu rücken. Mittlerweile gab es fünf Synodalversammlungen (2020-2023), auf denen vier Hauptthemen behandelt wurden: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Priesterliche Existenz heute, Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche, Leben in gelingenden Beziehungen.

Erwartbare und provozierte Widerstände

Der „Synodale Weg“ rief freilich von Anfang an Widerstände hervor, vor allem von Personen, die eine zu starke Demokratisierung der Kirche und einen Verlust bischöflicher Handlungsmacht befürchteten. Es folgten Interventionen von Personen (Theologen, Bischöfen und Kardinälen) sowie Gruppen, die geheime oder auch offene Briefe an die Glaubenskongregation und an den Papst schickten. Die Hauptkritikpunkte darin: eine Beschränkung bischöflicher Vollmacht aufgrund möglicher demokratischer Entscheidungen; und die Gefährdung der Einheit der Kirche, wenn in Bereichen der Ämterlehre (Stichwort Frauendiakonat), der Sexualmoral oder des priesterlichen Dienstes Entscheidungen getroffen würden, die nicht mit der gesamtkirchlichen Lehre übereinstimmten.

Der Papst warf dem „Synodalen Weg“ bereits 2023 in einem Interview vor, „elitär“ zu sein und nicht die Basis der Gläubigen abzubilden (was im Übrigen ein eigenartiger Vorwurf einer Institution ist, die auf der Letztentscheidung von Papst und Bischöfen aufgebaut ist). Nun hat ein Brief aus Rom Mitte Februar, unmittelbar vor Beginn der Frühjahrssitzung der DBK, für Aufruhr gesorgt. Darin werden die Bischöfe aufgefordert, die geplante Einrichtung eines ständigen Synodalen Rates (bzw. die Vorbereitung desselben) zu unterlassen. Dieser Aufforderung ist die DBK bei ihrer Vollversammlung letzte Woche auch (vorläufig) gefolgt.

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