
Synodaler Weg: Gehen auf Augenhöhe
Vor zwei Wochen hat Papst Franziskus in Rom den weltweiten synodalen Weg eröffnet. Einmal mehr setzt der Pontifex auf den „sensus fidelium“, den Glaubenssinn aller Glaubenden.
Vor zwei Wochen hat Papst Franziskus in Rom den weltweiten synodalen Weg eröffnet. Einmal mehr setzt der Pontifex auf den „sensus fidelium“, den Glaubenssinn aller Glaubenden.
Papst Franziskus versteht es immer wieder, seine Kirche zu überraschen. In gut befreiungstheologischer Praxis geht es ihm nicht primär um ausgearbeitete Dokumente, die als Leitlinien für die Weltkirche erarbeitet werden, sondern um Prozesse.
Die katholische Kirche wurde lange Zeit vor allem als hierarchisch geordnete Gemeinschaft wahrgenommen – Papst, Bischöfe und Priester sind Kirche (alle anderen Christinnen und Christen waren für das Kirchenverständnis nicht notwendig). Nicht zuletzt die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes 1870 förderte dieses Kirchenbild. Das II. Vatikanum brachte hier einen Aufbruch: Das zentrale Kirchenbild ist nun das „pilgernde Volk Gottes“ – und Papst Franziskus greift genau darauf zurück.
Die Erfahrung vieler diözesaner Synoden und synodalen Vorgänge und auch der weltkirchlichen Bischofssynoden seit dem Konzil war häufig jene, dass zwar die Meinung von mehr Laien gehört wurde – letztentscheidend blieben aber weiterhin die Bischöfe und der Papst. Hier setzt Papst Franziskus nun seit Jahren neue Akzente. Schon die letzten Synoden setzten auf stärkere Beteiligung. Die kommende Synode soll nun Synodalität grundsätzlich zum Thema haben. Was der Papst unter Synodalität versteht, hat er selbst vor allem mit Partizipation umschrieben, die als Teilhabe, Teilgabe und Teilnahme verstanden werden kann.
Partizipation meint im Rahmen des synodalen Prozesses die Abgabe von Macht kirchlicher Hierarchie. Dies geschieht (hoffentlich nicht nur symbolisch) durch den Aufruf, sich auf allen kirchlichen Ebenen an diesem Prozess zu beteiligen. Wie sehr die Bischofssynode selbst dann diese Partizipation widerspiegelt (z. B. durch Beteiligung von Laien) und wie sehr die von kirchlicher Basis ausgedrückten Anliegen sich durchsetzen können, wird wohl bestimmen, ob sich Christinnen und Christen auch weiterhin in solche Prozesse einbringen werden.
Eine berechtigte Hoffnung
Hier besteht doch berechtigte Hoffnung, denn schon die vergangenen Bischofssynoden hat Papst Franziskus dazu genutzt, einen anderen Stil des kirchlichen Lehramtes zu etablieren. Immer wieder taucht dabei das Hören auf – das Hinhören auf die Menschen, auf die Gesellschaft, auf die Fragen der heutigen Zeit. So hat er die Familiensynode gestaltet, die Amazoniensynode – und so möchte er auch den synodalen Weg der Kirche in den kommenden beiden Jahren verstanden wissen.
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