PGR - © Foto: Diözese Innsbruck

Pfarrgemeinderat: Garant für eine lebendige Kirche

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Am kommenden Sonntag finden österreichweit wieder Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Eine Institution, die nach dem II. Vatikanum ein Neuaufbruch hin zu mehr Mitsprache und Verantwortung für Nicht-Kleriker war, muss sich in schwieriger aktueller Kirchenlage neu bewähren.

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Am kommenden Sonntag finden österreichweit wieder Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Eine Institution, die nach dem II. Vatikanum ein Neuaufbruch hin zu mehr Mitsprache und Verantwortung für Nicht-Kleriker war, muss sich in schwieriger aktueller Kirchenlage neu bewähren.

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Die Wahlen zum Pfarrgemeinderat stellen immer wieder einerseits eine kleine Bestandsaufnahme der katholischen Kirche im Land dar – und sie sind andererseits eine Wegmarkierung der Kirchenentwicklung.

In diesem Jahr beeinflussen mehrere Entwicklungen die bevorstehenden Wahlen: Die Pluralisierung kirchlicher Strukturen und christlichen Engagements; der Umgang mit Missbrauchsfällen und die damit verbundenen hohen Austrittszahlen; die synodalen Prozesse; aber auch die veränderten Formen von Seelsorge durch die über zwei Jahre dauernde Corona-Pandemie. Damit verändert sich kirchliches Handeln sowohl auf Ebene des Haupt- wie auch des Ehrenamtes massiv und nachhaltig.

Da ist zunächst die immer stärkere Pluralisierung und „Verbuntung“ (© Paul M. Zulehner) der Kirche in den vergangenen Jahren. Diese Vielfalt bildet sich jedoch nur bedingt in den Pfarren ab, denn immer mehr Christ(inn)en suchen sich ihre Gemeinschaft anderswo: in karitativen Organisationen, in Hilfsorganisationen, oder auch in Gemeinschaften mit geprägteren Formen christlichen Lebens.

Aber auch die Pfarre hat sich verändert: Denn die klassische (kleine) Pfarre mit einem Pfarrer, einem Kaplan und einer Pfarrhaushälterin gibt es praktisch nicht mehr. Nicht zuletzt aufgrund der geringeren Anzahl an Priestern wurden neue Strukturen geschaffen: Pfarrverbände, Seelsorgeräume, „Pfarre neu“ führen zu neuen Leitungsformen, die stärker teamorientiert sind.

Selbstbewusstsein durch Kompetenz

Was trotz dieser Ausdifferenzierung geblieben ist: Für eine gelingende Seelsorge braucht es Menschen vor Ort, in den (lebendigen) kleineren Einheiten. Und da kommen die Pfarrgemeinderätinnen und -räte ins Spiel. Waren sie in der Vergangenheit häufig wirklich nur das Beratungs- und Ausführungsgremium des Pfarrers, so hat sich in den letzten Jahren vielerorts ein großes Selbstbewusstsein herausgebildet. Pfarrgemeinderätinnen und -räte sind zwar in der Pfarre ehrenamtlich tätig. Sehr viele bringen aber große persönliche Kompetenzen mit, sei es aufgrund von Ausbildungen, sei es durch berufliche Tätigkeiten oder auch von ihren Erfahrungen in ihren Familien.

Schon lange sind sie nicht mehr Empfänger(innen) von Befehlen, sondern leiten unterschiedliche Bereiche wie die Caritasarbeit, den Wirtschaftsrat, Liturgiekreise, Kinder- und Seniorenarbeit, um nur einige Beispiele zu nennen. Damit aber ändert sich auch die Wahrnehmung der Kirche vor Ort. Denn die katholische Kirche wurde lange Zeit nur über ihre Amtsträger definiert und wahrgenommen: Papst, Bischöfe und Priester. Theologisch hat das Zweite Vatikanische Konzil diese Pyramide jedoch auf den Kopf gestellt und geht von der gemeinsamen Taufberufung aus, dem gemeinsamen Kirchesein als „Volk Gottes“. Die Ämter werden als Dienstämter verstanden, was sich jedoch in der Praxis sehr schwer umsetzen lässt, da immer noch ein Gutteil der Leitungsverantwortung beim Weiheamt liegt.

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