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Digital In Arbeit

Nur Wichtigtuer unter sich?

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Wieder steht eine Pfarrgemein-deratswahl unmittelbar bevor. Die Suche nach möglichen Kandidaten hat begonnen, die bestehenden Pfarrgemeinderäte ziehen Bilanz. Dabei taucht eine Unmenge von Fragen auf. Man durchleuchtet seine Arbeit und würde gerne in der Art eines Geschäftsmannes nach dem Weihnachtsgeschäft abrechnen.

War es denn ein „gemeinsam Verantwortung tragen“? Am Ende einer Funktionsperiode scheint es unter den aktiven Mitarbeitern in den Pfarren etwa drei Gruppen von Menschen zu geben: diejenigen, die sagen: „Nie wieder Pfarrgemeinderat“, diejenigen, die es noch nie probiert haben, und eine dritte Gruppe, die, hin- und hergerissen zwischen Resignation und Hoffnung, schließlich doch überzeugt davon ist, daß es gerade auf sie ankommt und sich zu weiterer Mitarbeit bereitfindet.

Nicht in allen Pfarren gelang und gelingt es, die Institution Pfarrgemeinderat zu einem gedeihlichen Miteinander werden zu lassen. Zu wenig Offenheit für eine kooperative Zusammenarbeit von Seiten der Pfarrer entmutigt nur allzuoft die Laien, die mit viel persönlichem Einsatz die ih-

nen übertragenen Aufgaben wahrzunehmen bereit sind. Für den Pfarrer als letztverantwortlichen Amtsträger ist es alles andere als einfach, allein den mühsamen Dienst der Einheit für die Gemeinde zu leisten, Charismen zu wecken, Eigenverantwortung zu fördern und besondere Kompetenzen anzuerkennen.

Für viele Menschen entsteht, auf das Thema Pfarrgemeinderat angesprochen, rasch die Assozia-

tion „Sitzung“, und vielleicht taucht auch der Begriff „Aktionismus“ auf. Die Pfarrgemeinderäte, häufig noch stark männlich dominiert, geraten somit nur zu schnell in den Verdächt, Wichtigtuer und Besserwisser zu sein — ein Faktum, das gerade in Fragen des Glaubens als besonders negativ empfunden wird. Wäre es nicht von viel größerer Wichtigkeit, daß von der Gemeinde mit dem Pfarrgemeinderat Menschen assoziiert werden, die sich bewußt in den Dienst stellen lassen, um für ihre Pfarre das zu behalten, was Kirche am Ort sein soll?

Ein Pfarrgemeinderat sollte nicht nur als ein unter der Last zusätzlich übernommener Arbeit und Verantwortung Leidender gesehen werden, sondern auch als jemand, der aus seiner Tätigkeit und seinem Engagement besondere Kraft für seine persönliche Lebensgestaltung schöpft und dem man die Freude an seiner Arbeit in und an der Kirche als eine „Semper reformanda“ ansieht.

Es gilt in diesem Sinn auch darauf zu achten, daß die gemeinsam zu tragenden Lasten sinnvoll verteilt und möglichst breit gestreut werden, da sich da und dort bereits ein Phänomen zu zeigen scheint, daß man mit „Ausbeutung“ einiger weniger Laien bezeichnen könnte.

Insgesamt scheint das derzeit vorherrschende Gefühl in unseren Pfarren schon so etwas wie leichte Resignation zu sein, und Ermutigung tut allen Betroffenen not — den Pfarrgemeinderäten und den Pfarrern, denen es ja letztlich nur gemeinsam gelingen kann, das sich schwerfällig drehende Rad wieder in Schwung zu bringen.

Die Autorin ist AHS-Professorin und referierte zu diesem Thema auf der österreichischen Pastoraltagung 1986 „Kirche in gemeinsamer Verantwortung“.

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