Weltsynode - Vatikan, Oktober 2023: An runden Tischen saßen die Synodalen – Bischöfe und stimmberechtigte Nicht-Bischöfe, darunter 54 Frauen, um sich über die Zukunft der Kirche zu verständigen - © Foto: APA / AFP / Filippo Monteforte

Weltsynode: Schiffbruch mit Zuschauern?

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Vier Wochen lang waren in Rom knapp 400 (Nicht-)Bischöfe versammelt. Die erste Session der Weltsynode blieb Ouvertüre für einen durchgreifenden Umbau des maroden Kirchenschiffs.

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Vier Wochen lang waren in Rom knapp 400 (Nicht-)Bischöfe versammelt. Die erste Session der Weltsynode blieb Ouvertüre für einen durchgreifenden Umbau des maroden Kirchenschiffs.

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In einem schmalen, gewichtigen Buch hat Hans Blumenberg vor Jahren einmal den „Schiffbruch“ als „Paradigma einer Daseinsmetapher“ entfaltet. Das nautische Bild besitzt für die katholische Theologie eine besondere Anregungskraft: Das Schiff der Kirche ist auf unruhigen Zeitmeeren unterwegs und muss unter stürmischen Bedingungen Kurs halten.

Aber wie? In Blumenbergs Bild-Archiv findet sich dafür eine Blaupause, die wie gemacht scheint für die gegenwärtige Kipplage der katholischen Kirche: der Totalumbau auf offener See. Angesichts des katholischen Missbrauchskomplexes und seiner katastrophalen Auswirkungen, angesichts von massiven Mitgliederverlusten und Reformstau auf vielen Ebenen ist das Kirchenschiff in bedrohliche Schieflage geraten. Orientierung ist gesucht, was voraussetzt: gewusst wie.

Ein geistlicher Prozess

Hier setzt das synodale Projekt von Papst Franziskus an. Sein Pontifikat begann er unter der Maßgabe, eine Kurienreform durchzusetzen. Doch damit ist es nicht getan. Denn solange das römische Kirchenregiment herrscht, bleibt alles andere Kosmetik. Es braucht durchschlagendere Initiativen, damit die Kirche ihrer Mission gerecht werden kann: das Evangelium von der schöpferischen Lebensmacht Gottes den Menschen nahezubringen. Für Franziskus heißt das: vor allem den Ärmsten der Armen, den Menschen in bedrängten Lebenslagen. Sie sollen, sie müssen in der Kirche einen Raum finden. Wer sie ernst nimmt, muss von ihnen erfahren, was sie brauchen; sie müssen in der Kirche zu Akteuren werden.

Deshalb sind zwei Aspekte für die synodalen Ambitionen des Papstes vom anderen Ende der Welt wichtig: wirksame Partizipation des ganzen Volkes Gottes und das akustische Programm echter Wahrnehmung. Anders als der deutsche Synodale Weg, der Franziskus mit seinen theologischen Debatten eher an parlamentarische Auseinandersetzungen erinnerte, sollte es nach zweijähriger Vorlaufzeit in Rom geistlicher zugehen. In den vergangenen vier Oktoberwochen versammelten sich Bischöfe und auch Nicht-Bischöfe, darunter 54 Frauen mit Stimmrecht, an runden Tischen zu synodalen Exerzitien.

Das allein war beinahe revolutionär, schließlich sollen auf einer Synode kirchenrechtskonform nur Bischöfe entscheiden – mit Laien als flankierender Beratung. Das aber hat der Papst schon vorab federstrichartig umgestoßen – nicht zur Freude jener Konservativen, die ohnehin dogmatischen Umsturz in Rom fürchten.

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