Marx_Woelki - © Foto: picturedesk.com / dpa / Rolf Vennenbernd

Marx und Woelki: Kardinäle auf dem Prüfstand

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Der Münchener Kardinal Reinhard Marx hat seinen Rücktritt angeboten. Rainer Maria Woelki, sein Kölner Kardinals-Bruder, war zu solch einem Schritt bislang nicht bereit. Mit der Apostolischen Visitation in Köln steht mehr als nur die Zukunft von Woelki auf dem Spiel.

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Der Münchener Kardinal Reinhard Marx hat seinen Rücktritt angeboten. Rainer Maria Woelki, sein Kölner Kardinals-Bruder, war zu solch einem Schritt bislang nicht bereit. Mit der Apostolischen Visitation in Köln steht mehr als nur die Zukunft von Woelki auf dem Spiel.

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Die Ereignisse in der katholischen Kirche überschlagen sich. Auf die Ankündigung einer Apostolischen Visitation in Köln folgten die bestürzenden Bilder aus Kanada mit den sterblichen Überresten von mehr als 200 indigenen Kindern. Verantwortlich: die Leitung der Kamloops Residential School, die über Jahrzehnte in Händen der katholischen Kirche lag. UN-Experten verlangten umfassende Aufklärung und Entschädigungsleistungen und adressierten ihre Forderung ebenso an den Vatikan, wie der kanadische Premier Justin Trudeau eine Entschuldigung von Papst Franziskus forderte. Sie steht noch aus, wofür es alsbald wohlfeile Erklärungen gab. Man müsse erst einmal aufklären.

Wie ein Kommentar zur Sache, wenn auch ohne Bezug zu den kanadischen Ereignissen, traf dann die Erklärung von Kardinal Marx ein, er habe den Papst gebeten, ihn von seinen Pflichten als Erzbischof von München und Freising zu entbinden. „Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Die Untersuchungen und Gutachten der letzten zehn Jahre zeigen für mich durchgängig, dass es viel persönliches Versagen und administrative Fehler gab, aber eben auch institutionelles oder ‚systemisches‘ Versagen.“

Visitation in Köln

Binnen einer Woche, von einem Freitag zum nächsten, drehte sich die katholische Welt wieder um den Missbrauchsskandal, weil die Kirchenleitung bis heute nicht imstande ist und die längste Zeit nicht willens war, radikale Aufklärung zu betreiben sowie entschiedene Konsequenzen zu ziehen.

Das Erzbistum Köln mit der „Aufklärungspolitik“ seines Erzbischofs steht dafür nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit symbolisch. Zuletzt wurden juristische Bedenken gegen das zweite Gutachten laut, das Kardinal Woelki in Auftrag gegeben hatte und veröffentlichen ließ. Nun also sind Apostolische Visitatoren im Auftrag des Papstes in Köln eingetroffen. Sie führen Gespräche mit unterschiedlichen Personen und Gruppen im Erzbistum. Sie machen sich ein Bild von der Lage: kirchenrechtlich wie pastoral. Sie lassen Protokolle anfertigen, die den Gesprächspartnern aber nicht zur Kontrolle zur Verfügung gestellt werden. Und sie fertigen einen Abschlussbericht an, der dem Papst zugeht. Er entscheidet am Ende über Konsequenzen. Die Öffentlichkeit bleibt weitgehend außen vor, als handle es sich um einen rein internen Vorgang. Transparenz à la katholisch.

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