Die abendlSndische Kulturgemeinschaft hat zweimal einen starken Einbruch er- litten, einmal im Westfalisdien Frieden (1648), zum anderen im Pariser Vorstadte- frieden (1919/20). Heute sind die neuen .Friedensbringer in gleicher Weise be- reit, die Reste dieser Solidaritat ihren Gewaltzielen zu opfem. Dabei ist im Laufe der letzten Jahrhunderte der Ruf nach europaischer Einheit nie verstummt, so auBert zum Beispiel der Gefangene von St. Helena kurz vor dem Tode:.Ich wollte die Verschmelzung der groBen europaisdien Interessen vorbe- reiten, so wie ich die der Parteien unter uns bewerkstelligt
London 1819. — Uber dem Weifenhaus liegt ein Dunkel wie am Ende eines Shakespeareschen Königsdramas. Noch irrt Georgs III. längst umnachteter Geist durch die öden Hallen von St. James, ein Jahr später beginnt das wenig erfreuliche Dezennium Georgs IV., der für alle Dandys und die übrigen Taugenichtse Europas schon als „Regent“ ein fragwürdiges Beispiel gegeben. Im gleichen Jahre stirbt sein Bruder Kent (Viktorias Vater), so muß 1830 sein Bruder Clarence als Wilhelm IV. widerwillig seine nautischen Neigungen aufgeben und für sieben Jahre die Krone des United Kingdom tragen.
Der große europäische Krieg, dessen reli- gionspolitische Anlässe im Laufe seiner dreißig Jahre mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt wurden, bildet die historische Auseinandersetzung zwisdien zwei gewaltigen Machtzentren, deren Antagonismus älter ist als die Glaubensspaltung, von der er seinen unmittelbaren Ausgang genommen hat. Es ist der Kampf zwischen Frankreich und dem Reich um die Vorherrschaft in Europa, wobei er für das absolute französische Königtum eigentlich nur die außenpolitische Seite seines Sieges über Adel und Bürgertum im eigenen Lande darstellt. Denn die
Di Mittelschüler der oberen Jahrgänge sind viel ernster geworden als diejenigen früherer Generationen. Abgesehen von dem Zeitverlust infolge der vielfachen „kriegsbedingten Unterbrechungen“, von denen die Zeugnisse noch sprechen, sind unsere Maturanten durch Lebenserfahrungen innerlich reifer geworden. Man vergißt es so leicht, daß diese letzten Jahrgänge infolge Bombenterror, Verlagerungen, Kriegseinsatz in ihrem fünften Mittelschuljahr nur ganze zwölf Wochen Unterricht hatten und man übersieht, daß heute noch Kriegsteilnehmer zur Reifeprüfung antreten. So konnte es Vorkommen,
„Des Dichters Lebensgeschichte sind seine Werke“ — das war das Bekenntnis des Salzburger Meisters Josef August Lux, der im Vorjahr kurz vor Vollendung seines 76. Lebensjahres von uns ging. Und wenn es je ein enges Verhältnis zwischen Leben und Werk gegeben hat, dann in diesem gesegneten Dasein, das über ein Halbjahrhundert des Schaffens sich erstreckte, das um die Jahrhundertwende mit ersten Leistungen anhob und dem eigentlich erst auf dem letzten, kurzen Schmerzenslager die Feder entsank. Schweigsame Jahre der Verfolgung hatten diesem Leben und Schaffen nichts anhaben können, eine
Es ist etwas Eigenes um die großen Feldherren Österreichs, sie sind niemals hemmungslose Eroberer gewesen, auch haben sie nie im rein Militärischen ihr Genügen gefunden, vielleicht schon aus der Erkenntnis heraus, daß die Geschichte Österreichs keine Angriffskriege aufweist, weil es hier, im Herzen des christlichen Abendlandes, immer Werte zu verteidigen, Gewordenes zu erhalten galt. Schon Wallenstein, wenn auch nicht frei vom dunklen Ehrgeiz der früheren Condottieri, verfolgte mit seinen kühnen Reformen weltweite Ziele, mochten sie erst „Dominium Maris Baltici“ heißen, später in
Dieses Gedenkblatt soll keineswegs eine Epopöe auf den „Sieger von Tannenberg“ oder den „Marschall Vorwärts“ des 1. Weltkrieges sein, es soll vielmehr in schlichtem Ernst nadizuweisen versuchen, daß das Leben und Wirken Paul von Hindenburgs einen letztlich tragischen Übergang darstellt vom Zweiten zum Dritten Reich. Tragisch deshalb, weil Hindenburg nicht zu den eigentlichen Trägern der bismarckschen und der wilhelminischen Ära gehört und weil er auch — was noch zu zeigen sein wird — im tiefsten Herzen kein Freund jener Bewegung war, die über ihn hinweg, aber mit dem ganzen
Die Verfasserin nennt ihr Werk * selbst ein „besinnliches Nachschlagbüchlein für den Unterricht an Frauenberufsschulen für die Hand der Lehrerin.“ Was sie mit diesem Buch geben will, hält Dr. Harmer: aus reichem Wissen und warmen Herzen eine Fülle von Anregungen, die, von den Lehrenden klug aufgegriffen und genützt, der charakterlichen Heranbildung der Schulerinnen wertvolle Dienste leisten können. Schon die Lehrmethode, die eingangs behandelt wird, löst sich vom üblich Lehrhaften, Doktrinären und gibt in einer aufgelockerten Art der Auseinandersetzung zwischen Lehrkraft und
Der totale Staat des Nationalsozialismus besaß eine Eigenschaft, die ihm nicht abgesprochen werden konnte, er war in seinen Auswirkungen von eiserner Konsequenz. Nicht nur, daß er ein großes Volk in ein Heer uniformierter Soldaten verwandelte, seine friedlichen Städte und versonnenen Dörfer allmählich mit seinem Ungeist, sondern auch die gesamten Bereiche der Jugenderziehung durchdrang. Selbst die mathematischen Lehrbücher strotzten von „ausgerichteten“ Textbeispielen, die sich zwischen einfachen Schußberechnungen und größeren taktischen Geländeaufgaben bewegten. Ja sogar die
Das reiche Maß an Alltagssorgen, das uns allen heute zugemessen ist, greift auch schon in eine Altersstufe hinein, der es eigentlich noch erspart bleiben sollte. In welcher, man möchte fast sagen Behaglichkeit, ist die Generation vor uns noch ihrem Schulstudium nachgegangen, ihre „Sorgen“ bestanden vielleicht in höheren Anforderungen nach Fleiß- und Gedächtnisarbeit“, dafür lagen vor ihr noch zahllose Möglichkeiten in der Berufsgestaltung und vor allem zwischen dem Studienabschluß und dem Beginn der Universitätszeit, jenes herrliche Vakuum eines „Dolce far niente“, voller
Bauernjahr. Von Paula Grogger. Buchschmuck von Hilde Schimkowitz. Styria, Graz, 1947. 63 Seiten. S 9.—.Seit 30 Jahren bedeutet ein neues Buch von Paula Grogger jeweils ein künstlerisches Ereignis. Sie haben alle: Romane, Legenden. Lyrik, durch die Kühnheit des Erlebnisses und die Wucht der neuschöpferischen barocken Sprache eine tiefe Spur in der österreichischen Dichtung hinterlassen. Es ist jetzt neun Jahre her, daß diese Stimme verstummte — wir hörten sie freilich manchmal in der trostlosen Verlassenheit von Soldatennächten oder im Kriegslärm in der Heimat leise nachklingen,
Über der Wiege Erzherzog Karls wölbt sich wie ein reichverzierter Baldachin die erhabene Vision von Florenz, deren mächtige Zeugen bis in die Gegenwart lebendig geblieben sind. Früh wurde der Sinn dieses neben Erzherzog Rudolf, dem späteren Kar-dinalerzbischof von Olmütz und Schüler Beethovens, begabtesten unter den zehn Söhnen Leopolds II. empfänglich für die große Welt der medieeischen Traditionen. Es war wirklich die Nachblüte eines Musenhofes im Stile der einstigen Renaissance^ den sich Großherzog Leopold von Toskana seit 1765 hier in Florenz geschaffen und es war ein
Man muß ernstlich innehalten, um in der Welt Droste-Hülshoffs heimisch zu werden, um sich unmittelbar ansprechen zu lassen von diesen starken, edlen Versen der Dichterin, deren Leben ein einziger Hymnus war zur Ehre Gottes im Erleben wie im Verzicht zugleich. Aber hat eine Zeit, die wie die unsere noch durchzittert ist von so großen materiellen und ideellen Unsicherheiten, in der einem sinnlosen Kampf um die Macht ein gleich harter und brutaler Kampf ums Dasein gefolgt — hat eine solche Zeit nicht ein besonderes Bedürfnis, einmal auszuruhen von solchem Ringen und einzugehen in den
„Eugenio von Savoy“ — so schrieb er sich, damit wohl nicht unabsichtlich seine übernationale Haltung andeutend, als einer der Größten in der bedeutsamen Reihe der vielen Wahlösterreichcr, die ihr ganzes Sein und Wirken in den Dienst ihres Gastlandes gestellt haben.Nicht der großen Feldherrngestak des Prinz Eugen von Savoyen, sondern der kulturellen Persönlichkeit des „edlen Ritters“ soll dies schlidne Gedenkblatt gewidmet sein. Denn auch die in der reichen historischen Oberlieferung so klar umrissene Gestalt des Prinzen Eugen hat sich im letzten Jahrzehnt so manche
Das innerlich und äußerlich so bewegte Leben des weltweisen Philosophen und Naturwissenschaftlers, Mathematikers und Theologen, Staatsrechtlers und Politikers, das, als Ganzes genommen, eine einzige Wallfahrt zu den Grenzen des Erkennens, der letzten erfaßbaren Wahrheiten war, stellt uns bei seinem Anfang vor eine gewisse Unsicherheit. Nach der beachtsamen Familienchronik seines gelehrten Vaters ist Leibniz am 21. Juni, nach den Aufzeichnungen des Leipziger Rates am 1. Juli 1646, geboren. Mag der Streit um diese Dekade offen bleiben, jedenfalls wächst der früh vaterlose, früh gereifte