Nach dem mißglückten Anschlag des 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler versuchte das NS-Regime die Verschwörer als kleine verbrecherische Offiziersclique abzutun, und auch in der späteren Literatur darüber kommt häufig zum Ausdruck, hier seien Männer mit überholten Auffassungen am Werk gewesen. Der Autor dieses Beitrags war mit maßgeblichen Personen jener Gruppe bekannt, mit ihren Absichten wohlvertraut und auch als Formulierungshelfer mit am Werk. Es handelte sich um den gewerkschaftlichen Widerstandskreis in Berlin, in dem neben Graf Stauffenberg und Goerde-ler auch Jakob Kaiser und Wilhelm Leuschner verkehrten. Hauptziel dieses Kreises war die Errichtung einer gewerkschaftlichen Einheitsorganisation nach Hitler. Reichhold erinnert im folgenden an eine Artikelserie, die von diesem Kreis als geistige Grundlage der künftigen Bewegung mit Freuden aufgenommen wurde.
Das bekannte Paradoxon, daß der Marxismus in jenem Kulturbereich, dem er entstammt und auf dessen gesellschaftliche Bedingungen er angelegt war, seit langem in einem politischen Niedergang begriffen ist, wogegen er in den früheren Bauernländern des Ostens zum Rang einer Staatsideologie aufsteigen konnte, erhellt von vornherein die Schwierigkeiten einer Prognose über seine Aussichten in der Zukunft, die noch dadurch erhöht werden, daß auch in einigen Staaten des Ostblocks eine ersichtliche Abkehr von marxistischen Axiomen im Gange ist. Nimmt man dazu die Vielschichtigkeit des Phänomens