"Gute Ansichten sind wertlos. Es kommt darauf an, wer sie hat“, schreibt Karl Kraus einmal. Daß die Menschen nicht so sind, wie Gott sie haben will, dieser älteste Gemeinplatz allen Moralisierens, ist zugleich das tiefste Erlebnis des Satirikers. Sünde ist überall. Man kann sie als eigene Sünde in furchtbarer Realität erleben: dann wird man vielleicht ein Heiliger. Oder man erlebt sie mehr als die Sünde der Welt, als ein schreckliches, Gott angetanes Unrecht. Dann wird man ein Prophet oder, in einer völlig ästhetisierten Zeit, die das Wahre und Gute vorzugsweise als das Schöne