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Kronstorf: Es begann im Kuhstall

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Die „Kronstorfer Jugend“ erhielt 1992 den Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich. Die 1989 entstandene Jugendgemeinschaft ist, wie manch andere Veränderung im Ort, das Ergebnis einer Kulturinitiative.

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Die „Kronstorfer Jugend“ erhielt 1992 den Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich. Die 1989 entstandene Jugendgemeinschaft ist, wie manch andere Veränderung im Ort, das Ergebnis einer Kulturinitiative.

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Die Marktgemeinde Kronstorf, (2.800 Einwohner), liegt auf halbem Weg zwischen Enns und Steyr. Eine Gedenkstätte erinnert daran, daß sich Anton Bruckner dort von 1843 bis 1845 „wie im Himmel“ gefühlt hat. Feinspitze wissen, daß in Kronstorf eines der 500 besten Gastronomielokale Österreichs situiert ist. Vor rund 13 Jahren wurde im ehemaligen Kuhstall dieses Traditionsgasthauses ein Kultur- Treffpunkt eingerichtet. Die „Galerie MEDIO“ hat sich als Ort für Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Kleinkunst- und Musikveranstaltungen schnell einen Namen gemacht.

Möglichkeiten zur Konfrontation mit zeitgenössischer Kultur auch auf dem Land zu schaffen und dadurch bei der Bevölkerung ein breiteres Kulturbewußtsein zu entwickeln, war das Anliegen der Proponenten der „Kulturgemeinschaft MEDIO“, des Restaurators Josef Wintersteiger und des HTL-Lehrers Josef Heiml. „Anfangs“, erzählt Heiml, „hatten wir die Latte zu hoch gelegt, das Programmangebot war zu elitär. Das brachte uns viel Applaus, aber die Kronstofer gingen nicht so recht mit. Da gingen wir mehr in die Breite.“ Auch im Gemeindeleben hat MEDIO wichtige Impulse gesetzt. Für die Landgemeinde bestand die Gefahr, kein eigenes Profil zu entwickeln. Einwohner, die berufsbedingt auspendeln, entwickeln schwer ein Gemeindebewußtsein. Das gilt besonders für Jugendliche, die sich nach vier gemeinsamen Volksschulklassen nur mehr an der Bushaltestelle treffen, um an verschiedene Schulorte zu fahren.

1988 startete MEDIO unter dem Motto „Wohnwertes Kronstorf“ einen Nachdenkprozeß darüber, wie sich die Gemeinde mit oder ohne die wieder einmal zur Diskussion stehende Umfahrungsstraße entwickeln soll und was dazu nottut. Eine öffentliche Diskussion motivierte rund 70 Bürger, sich in zehn Arbeitsgruppen ein Jahr lang intensiv mit den politischen, pfarrlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in ihrer Gemeinde auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse der Arbeitskreise brachten einen Forderungskatalog für notwendige Veränderungen. Und sei es nur, daß man das Zusammengehörigkeitsgefühl der Ortsteile durch den Ausbau der Radwege unterstützt.

Der Einsatz der Kulturgemeinschaft MEDIO für das Gemeindele ben wurde von den Bürgern anerkannt. Bei den Gemeinderatswahlen 1991 kam es zu einer Umkehr der Mehrheitsverhältnisse in der fast schon traditionell „roten“ Gemeinde. Bürgermeister wurde MEDIO- Obmann Josef Heiml (VP). Wieder hat er sich die Latte hoch gelegt: „Kronstorf soll eine Kultur- und Freizeitgemeinde werden, in der sich jung und alt wohl fühlen. Wir haben gute Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität, das andere müssen wir uns schaffen.“

JUNIOREN & SENIOREN

Aus dem „Arbeitskreis Jugend“ der MEDIO-Aktivisten entstand 1989 die „KROJU“, die Kronstorfer Jugend. Die überparteiliche, offene Jugendgemeinschaft wird von der Gemeinde gefördert. Zum Beispiel war der mit dem Umweltschutzpreis ausgezeichnete Videofilm über Müllvermeidung eine Auftragsarbeit des Gemeinderates, gedacht als unterhaltsame Erklärung der neuen Alt- stoff-Sammelinsel.

Ebenso wichtig, so der Bürgermeister, ist es, „daß Menschen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden können und man ihnen dabei hilft.“ In Kronstorf wird in den nächsten Jahren ein sichtbarer Platz für die Alten geschaffen. Nahe dem Ortszentrum und nicht irgendwo am Rande. Heiml: „Das Projekt,Altwerden in Kronstorf umfaßt ein Haus mit acht seniorengerechten Wohnungen und einer Tagesstätte als Treffpunkt. Dort wird ,Essen auf Rädern1 für mehr alte Menschen als bisher und auch eine Tagespflege angeboten, weil lange Anfahrtswege wegfallen. Es wird auch ein Tratschplatzerl geben mit Bäumen, Blumen und einem Brunnen.“

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