Abklatsch einer Tragödie

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Aghet" bedeutet Katastrophe. Es ist das Wort der Armenier für den Völkermord, der von der offiziellen Türkei bis dato vehement bestritten wird, auch wenn das andere Staaten mittlerweile nicht mehr abhält, die Ereignisse der Jahre 1915/16 anzuerkennen und zu verurteilen. Erst recht nicht das Kino: Ein prominentes Beispiel ist Fatih Akin, der seiner türkischen Herkunft zum Trotz vor einigen Jahren eine schonungslose, wenn auch unglückliche Abrechnung namens "The Cut" vorlegte.

Denselben Hintergrund wählt nun ein Epos von Liebe, Krieg, Tod und Hoffnung: "The Promise -Die Erinnerung bleibt" beginnt in Konstantinopel, wo kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs der Apotheker Michael Boghosian (Oscar Isaac, "Inside Llewyn Davis") ankommt, um Medizin zu studieren. Das Geld dazu hat er durch die Mitgift seiner Verlobten. Sie wartet daheim auf ihn, während er im Haus des wohlhabenden Onkels eine neue, kosmopolitische Welt kennenlernt.

Aus Paris etwa ist die Tänzerin Ana (Charlotte Le Bon) zurückgekehrt, mit der sich Michael mehr als gut versteht. Ungebunden ist jedoch auch sie nicht -ihr Freund, der Fotojournalist Chris Myers (Christian Bale), wittert den nahenden Krieg. Er ist auch der erste, der nach dessen Ausbruch Hinweisen auf einen Genozid an den Armeniern nachgeht. Für Michael beginnt derweil eine Odyssee, als er den Pogromen und Massenverhaftungen in sein Dorf entkommt - das aber nicht lange verschont bleibt.

Eine Dreiecksbeziehung bildet das lasche, überemotionalisierte Zentrum dieser Geschichte, die gerne auf den Spuren von "Doktor Schiwago" oder "Der englische Patient" wandeln würde. Viel zu viele Register sind es, die Regisseur und Drehbuchautor Terry George darin zieht.

Beuteln will er mit seinem prächtig ausgestatteten, in ausgesuchte Kulissen gesetzten Film -und vielleicht wäre der eine oder andere Oscar wie damals bei "Hotel Ruanda" nicht unwillkommen gewesen. Nur erreicht er hier das Gegenteil: Eine historische Tragödie wird zum Vorwand für stumpfes Historien-Gefühlskino degradiert, das mit der Wahrung eines Andenkens wenig am Hut hat.

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