Alfred Schnittke gestorben

Werbung
Werbung
Werbung

Sein Leben war ein permanenter Grenzgang: Der vorige Woche in Hamburg an einem Schlaganfall verstorbene Komponist Alfred Schnittke war als Wolgadeutscher von der russischen und der deutschen Kultur geprägt, er konvertierte vom Judentum zum Christentum, seine Musik wurde lange Zeit sowohl von der westlichen Avantgarde als auch von den sowjetischen Kulturapparatschiks verfemt.

Der "Mechanik" (Schnittke), also der Fixiertheit aufs Formale und der blutleeren Konstruiertheit, der seriellen Musik der fünfziger Jahre konnte der 1934 Geborene nicht viel abgewinnen. "Polystilistik" nannte er selbst seinen Kompositionsstil, den er erstmals in seiner zweite Violinsonate "quasi una senata" (1968) konsequent anwendete: ein buntes Ineinander von Tradition und Avantgarde, eine fruchtbare Verbindung vonBarockem und Atonalem, von Klassik und Jazz, von Tango und Walzer. Obwohl seine Stücke (unter anderem neun Symphonien und drei Opern) von einem pessimistischen, ja depressiven Grundton bestimmt sind, zeugt sein kreativer Eklektizismus auch von einer durchaus humorvollen Auseinandersetzung mit der nicht zu unrecht "ernst" genannten Musik.

Die Krise der orthodoxen Avantgarde im Westen und die Perestroika im Osten schließlich ebneten dem bescheidenen und schüchternen Künstler den Weg zum gebührenden Ruhm: er galt als der bedeutendste russische Gegenwartskomponist. Mit Österreich verbinden Schnittke ein paar Jugendjahre nach dem Krieg und die für die Wiener Staatsoper geschriebene Oper "Gesualdo" (1995).

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung