Nix sparen, alles ausgeben", sagt die bekannte Schriftstellerin zur berühmten Schauspielerin. "Ich war", meint sie, "grad bei einer Veranstaltung, und da haben sie alle geredet, diskutiert und waren sich einig: ,Zuerst kommt ein Krieg, dann die Kommunisten, dann der Komet, und im August sind wir alle tot.'" "Wer sagt das", bohrt die Mimin nach und erblaßt sichtbarlich. "Leut', die was verstehen, sogar ein Professor, den die ganze Nation kennt, ist dabei. Also nix wie weg mit dem Geld, a Hetz hab'n und die Angst hinunterspülen. Mit Beaujolais oder Vernatsch geht das am besten - ich weiß es, hab' ja alles schon ausprobiert."
Die Künstlerin, die allgemein als die Duse der heiteren Muse bekannt und geliebt ist, verfällt - verfällt derartig, daß sie auf einmal ausschaut wie Jedermanns Großmutter. "Irgendwas muß doch dran sein", haucht sie mit verhangener Stimme, sonst täten ja nicht so viele Leute dran glauben. Noch dazu Leute wie der berühmte Professor eh scho wissen. Und die Kummerln sind jetzt so stark wie nie zuvor und der Krieg - es ist eh vielleicht am gescheitesten, daß im August der Komet alles z'sammschmeißt.
Fein, denkt im selben Moment der Generaldirektor des Warenhauskonzernes, da werden die Doofen zu Weihnachten koofen. Der Besitzer des Humbugladens, der Sterndeuter, der die Traumbücheln verscheppert, grinst ebenfalls zufrieden - ein Lächeln, das zwischen Lapislazuli und Mondstein angesiedelt ist. Gewinn bei solchen Steinen: 94 Prozent. Und niemand denkt an den Hellseher des größten Feldherrn aller Zeiten, Hitlers Seni quasi, der seinem Chef den siegreichen Ausgang seines Krieges vorhersagte. Das Ende dieses Schlachtens kennen wir.
Ich meine, daß da endlich einer aufstehen und den Angstmachern ins Hand- und Mundwerk pfuschen sollte. Ist nicht sowieso schon genug Angst unter den Menschen? Muß man sie in Hysterie treiben? Übrigens, was heißt Jahrtausendwende? Für Moslems, Buddhisten, Juden und andere trifft nicht einmal das zu. Und warum sollen wir, die letzten christlichen Abendländler, alle Zores dieser Welt tragen.
