Andere und bessere Dinge

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Täglich lese ich in drei Zeitungen, zwei österreichischen, einer schweizerischen. Die Berichte über Österreich sind in der schweizerischen meist spannender. Mir fällt aber auf, dass ich immer weniger Berichte über österreichische Innenpolitik lese. Gerade noch die Zusammenfassung am Beginn. Geschrieben wird ja genug. Liegt es an den Verfassern der Texte, dass das alles so langweilig ist? Oder an denen, über die berichtet wird? Wie auch immer, beiden gelingt es, mich ans Ufer des Mittelmäßigkeitsmeeres zu versetzen.

Nach einem Besuch im Kloster der Armenier auf San Lazzaro in der Lagune von Venedig schrieb Lord Byron: Der Besucher wird überzeugt sein, dass es andere und bessere Dinge gibt, selbst in diesem Leben.

Andere und bessere Dinge wünsche ich mir. Leider ist von Politikern derzeit wenig zu erwarten. Wir erwarten wohl zu viel von ihnen, von der Politik, vom Staat im Allgemeinen. Wie viele wollen unterstützt, gefördert, ausgehalten werden. Wie wäre es, den Spieß umzudrehen und zu fragen: Was kann ich für das Wohl der Allgemeinheit tun? Was kann ich dazu beitragen, dass ein Zusammenleben in diesem Staat gelingt? Eine Demokratie lebt von den Initiativen ihrer Mitglieder.

Im Kulturellen lenke ich das Augenmerk mehr auf jene Unternehmungen, die von verantwortlichen Einzelnen getragen werden. Private, die Zeit und Mittel einsetzen, um Orte der Begegnung, des Aufatmens zu schaffen. Orte, wo Neues möglich ist. Da gibt es gar nicht so wenig. Die Kirchen machen da keine schlechte Figur. Und Künstlerinnen und Künstler tragen viel dazu bei. Im Keller und zu ebner Erde ist Leben. Im ersten Stock feiern die Arrivierten langweilige Feste.

Aber Lord Byron hat recht: The visitor will be convinced that there are other and better things even in this life.

* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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