Angeblich kritische Hinterfragung

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"Junge Szene" - eine einfallslose Ausstellung verwechselt Kunst und Jugendkultur.

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"Junge Szene" - eine einfallslose Ausstellung verwechselt Kunst und Jugendkultur.

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Wer dieser Tage die Wiener Secession besucht, wird über eingebrochene Rigipsplatten und leere Bierflaschen stolpern. Von künstlerischen Interventionen ist hier die Rede, nicht von einer Baustelle: Die etwa 40 - erstmals auch internationalen - Teilnehmer der "Jungen Szene 1998" zeigen "Verhandlungen dessen, was Kunst in den späten Neunzigern sein und wie sie sich darin vermitteln will".

Was die Generation der 20jährigen vordergründig verbindet, ist die Liebe zu trash und sound: Reizüberflutung statt Sinnlichkeit. Malerei ist out, stattdessen setzt man auf kritische und um Entwicklung bemühte Auseinandersetzung mit Malerei: Etwa Angela Kombotis' Licht-Projektion, Anita Witeks Polaroidaufnahmen von virtuellen Räumen aus Zeitungspapier oder die Fotografien von Gregor Zivic.

Ein weiteres Thema, das viele der Projekte (von Werken läßt sich in dieser Ausstellung kaum sprechen) gemeinsam haben, ist die "kritische Hinterfragung herkömmlicher Präsentationsformen von Kunst". Beispiel hierfür sind Monica Bonvicinis im Hauptraum verlegte Rigipsplatten oder der Glaskubus von Elmgreen und Dragset, der während der Ausstellungseröffnung von innen kontinuierlich mit weißer Farbe angestrichen und wieder abgewaschen wurde.

Nicht zuletzt geht es auch um "Vermittlungsstrategien abseits der Institutionen", etwa wenn Tilo Schulz über die ideale, weil immaterielle, Ausstellung referiert. Die Künstlergruppe "Case Study" beschäftigt sich mit Rezeptions- und Produktionsbedingungen zeitgenössischer Kunst und der Eröffnung neuer Handlungsspielräume.

Ebenso häufig finden sich Inszenierungen der Identität und des Alltags. Im Begleittext zu den Videos von Roland Rust und Johannes Schweiger heißt es bezeichnenderweise: "Der Musik, die jemand gefällt, wird über Music-Clips eine bestimmte Ästhetik beigestellt, die automatisch die Form der Freizeitgestaltung, die Bekleidung, die Wahl der Clubs usw. mitbestimmt."

Trotz vermeintlicher Tiefgründigkeit stellt sich die Frage, ob hier nicht "Junge Szene" mit Jugendszene verwechselt wurde ...

Bis 30. August 1998

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