Argonauten im Cockpit

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Ein (Alb)Traumspiel: "Hydra Krieg" von Werner Fritsch in Linz uraufgeführt.

Mit bekannter Sprach- und Bildgewalt erzählt Werner Fritsch die Argonautensage neu, indem er die mythischen Figuren ins Heute versetzt. Die antiken Götter haben ausgedient. Man hat ja Satelliten und Raketen, die "von oben" eingreifen. Und statt der alten Rauschmittel gibt es LSD. Jason, Sohn von Aison, dem (U.S.-)Präsidenten des Landes, zieht mit Orpheus und Herakles in den Krieg, um den "finalen Terrorakt" zu verhindern und den Feinden das Goldene Vlies - Metapher für Öl - abzunehmen. Medea und seine kleinen Töchter Meta und Baby Kora lässt er zurück. MitKameras ausgestattet - Bilder und Medien sind das Wichtigste - agieren sie zwischen Fiktion und blutigem Ernst.

Im zweiten Teil sind Jason und Herakles zu Gotteskriegern mutiert: zu Jonas und Hassan. Von Orpheus sind nur mehr sein Haupt und seine beiden Arme übrig geblieben. Dennoch kann er noch singen (mit einem Touch von Brecht) und den Kassettenrekorder bedienen. Am Ende steuert Jonas im Cockpit - auch seine Familie ist an Bord - das okkupierte Flugzeug in die Katastrophe.

Antike aktualisiert

Von der Straffung des Textes abgesehen, ist es der umsichtigen Regie von Gerhard Willert gelungen, dem Publikum die Schilderungen der ärgsten Kriegsgräuel durch pantomimische Andeutungen zu ersparen und die sexuellen Eindeutigkeiten zurückzunehmen. Dazwischen Gemeinplätze, aber auch zarte poesievolle Worte. Angerührt oder ergriffen wurde man trotz des hingebungsvollen Spiels der Darsteller nur selten: Alexander Swoboda (schneidig als Jason/Jonas), Nicole Coulibaly (eine schöne, starke Medea), Günter Rainer (väterlich/herrscherlich als Aison), Karl M. Sibelius (sangeskundig, mit Sehnsucht nach Poesie), Stefan Matousch (in den wenig profilierten Rollen des Herakles und Hassans) sowie die kleine Theres Harringer als reizend-natürliche Meta. Im Part des Chors setzte die legendäre Berliner Schauspielerin Käthe Reichel (Jg. 1926) durch ihre eindringliche, leise Art zu sprechen einen Kontrapunkt zum meist lautstarken Geschehen; leider aber zu leise und nicht textdeutlich. Ein Abglanz einstiger Größe.

Einmal mehr hat Fritsch polarisiert: Ein Teil des Publikums räumte in derPause seine Sitze; der "Rest" applaudierte heftig.

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