Video-Arbeiten zwischen Traum und Illusion im Kunsthaus Graz.
Spotlicht von oben: Zwischen Cinematischem und Theatralischem ist zu lesen. Dann begibt man sich in die tiefschwarze Nacht des Ausstellungsraums. Rehe tauchen auf. Über dem flüchtigen Schlaf eines Mädchens am Pool wacht ein Geheimnis. Die Kamera schwenkt ab. Schnell, sehr schnell fliehen Frauenhände über die Tastatur eines Klaviers. Schnitt. Ein Gärtner kniet am Poolrand. Langsam kippt sein Körper ins Wasser. Und wieder ein Schnitt. Teresa Hubbards und Alexander Birchlers Video "House with Pool" (2003) ist eine zerbrechliche Erzählung. Die beinahe zu Gewalt anschwellende Langsamkeit der Kameraführung verschafft dieser Arbeit den Eindruck eines atmenden Stilllebens.
Mit 15 Videoarbeiten, die sich mit der "Architektur des Visionären" (so Peter Pakesch im Vorwort des Katalogs), mit Illusion und Traum beschäftigen, haben die Kuratoren Adam Budak und Peter Pakesch die Dunkelheit des Ausstellungsareals bestückt. Videokunst zu zeigen, als Oszillation zwischen dem Abstrakten und Konkreten, als permanentes Schauspiel der Erinnerung an der Grenze zwischen Träumen und Wachen, als Möglichkeit "im performativen Reich traumartige Zustände zu verflechten" (Adam Budak), ist der Ansatz der Kuratoren. Um die Theatralität des Cinematischen auch konzeptionell zu verdeutlichen, suchte man erstmals das barocke Mausoleum, das Grazer Schauspielhaus und das Schubertkino als temporäre Außenstellen auf. Im "Depot" am Beginn der Kunsthausausstellung schlummert eine ganze Reihe historischer Filme (die man beim Aufsichtspersonal verlangen muss, angefangen etwa bei Oscar Schlemmers "Triadisches Ballett"), die die Schau systematisch ergänzen.
Irgendwann hat dann auch der Gärtner den aufgeschwemmten Körper eines toten Rehs aus dem Pool gezogen und mit ihm den bereits ort- und zeitlos gewordenen Betrachter zum nächsten Video entlassen; doch: Wie viele Träume verträgt diese Kunstnacht noch?
VIDEODREAMS
Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz
Bis 19. 9., Di-So 10-18, Do bis 20 Uhr
Der Katalog "Videodreams. Zwischen Cinematischem und Theatralischem" ist im Verlag der Buchhandlung Walter König erschienen.
