Aus dem Lexikon des Populismus

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Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt, sagt Ludwig Wittgenstein. Mit Recht. Nirgends wird dies so deutlich wie in Versuchen den Zeitgeist auf den Begriff zu bringen. Wie man etwas auf den Begriff bringt, sagt nicht nur etwas über den Sachverhalt selbst, sondern auch über die Art der Beobachtung aus. Klar.

Zur Illustration versuche ich mich an einer kleinen Übersetzungshilfe als Handreichung für die kommenden Wahlkämpfe (als Hinweis: rechts findet sich die entsprechende Übersetzung im Populismus-Speak):

• kritisch - respektlos

• seriös - langweilig

• populistisch - volksnah

• intellektuell - abgehoben

• differenziert - unentschieden

• Euro - Teuro

• senil - erfahren

• Christ - Gutmensch

• liberal - linkslinks

• laut - durchsetzungsstark

• Asylwerber - Wirtschaftsflüchtling

• reflektiert - kompliziert

• ethischer Diskurs - weiche Argumente

• verantwortungsvoll - naiv

• Europäische Kommission - Wasserkopf

• Europäisches Parlament - Spielwiese der Lobbyisten

• Kampagenjournalismus - Standpunkte vertreten

• andere Standpunkte - Unsinn

• Eigene Standpunkte - Wahrheit

Es wird sich - so steht zu befürchten - Gelegenheit ergeben, diese Liste in den kommenden Monaten zu ergänzen und zu verfeinern, wenn Populismus und Boulevard einander wieder die Hände reichen. Es steht zu hoffen, dass aber auch Vernunft und Differenzierung ihren Platz im öffentlichen Diskurs nicht ganz aufgeben - auch wenn man sich den vermeintlichen Sachzwängen des Wahlkampfes fügen muss.

Zum Schluss der Kolumne also der Appell: wachsam bleiben!

* Der Autor ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Klagenfurt

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