Außergewöhnliches Paar

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„I love you Phillip Morris“: Jim Carrey und Ewan McGregor mimen ein homosexuelles Paar mit Hang zum Kriminellen. Es ist die wahre Geschichte des Hochstaplers Steven Russel.

Sie sind mit Sicherheit eines der ungewöhnlichsten Liebespaare dieses Kinojahres. Jim Carrey (als Steven Russell) und Ewan McGregor (als Phillip Morris), die sich in „I love you Phillip Morris“ auf den ersten Blick ineinander verlieben. Ihre Blicke treffen sich erstmals im Knast, wo beide zu der Zeit eine Haftstrafe absitzen müssen. Doch sind sie keine Schwerverbrecher, sondern durchaus sympathische Betrüger. Was der Film erzählt, ist die wahre Geschichte des Hochstaplers Steven Russell, der nach anfänglich bürgerlichem Leben mit Frau und Kind sein Outing zur Homosexualität vollzieht. Anschließend führt er ein ausschweifendes Luxusleben – Partys, teure Kleidung und Autos finanziert sich der hochintelligente Schwindler mit verschiedensten Betrügereien. Im Gegensatz zum großspurigen Tausendsassa ist Phillip Morris ein schüchterner und feinfühliger Typ.

Rasante Unterhaltung mit Liebesfaktor

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und so werden die beiden rasch ein perfektes Paar. Dass die Liebesgeschichte zwischen den zwei Männern von Beginn an sehr intensiv durchgespielt wird, kommt im oft konservativen Hollywood nicht eben häufig vor. Zwar wird in der Komödie eine Menge geblödelt, doch die homosexuelle Beziehung selbst wird nicht durch den Kakao gezogen. Sie ist auch dramaturgisch nicht von einer „gewöhnlichen“ Lovestory zu unterscheiden und enthält sämtliche Facetten, beginnend vom romantischen Kennenlernen bis hin zum handfesten Beziehungskrach.

Trotz des realen Hintergrunds präsentiert sich „I love you Phillip Morris“ als filmdramaturgisch glattgeschliffenes Werk. Von Realitätsnähe ist kaum etwas zu spüren. Vergleicht man etwa die Gefängnisszenen mit jenen des kürzlich in den Kinos gelaufenen französischen Gefängnisdramas „Un prophète“, so kommt man nicht umher über die Wirklichkeitsferne der Darstellung zu schmunzeln. Dass die beiden Liebenden ohne je behelligt zu werden, gemeinsam zu ihren Liebesliedern in den Zellen tanzen, kommt wohl einem realen Gefängnisbetrieb nicht nahe. Doch Hollywood wäre nicht Hollywood, würde nicht über solche Kleinigkeiten hinweggesehen werden. Im Vordergrund steht die Story. Die wird von einem gewohnt überdrehten Jim Carrey vorangetrieben, der trotz des Vorsatzes endlich ehrlich zu werden, ständig von einer Betrügerei in die nächste stolpert. Carreys komödiantische Fähigkeiten sind nach wie vor nicht wegzuleugnen, doch was die großen Gefühle betrifft, hat Zappelphilipp Carrey wenig zu bieten. Ungewöhnlicher ist Ewan McGregors Rolle des schüchternen Verliebten, der zu Hause auf seinen erfolgreichen Partner wartet und von ihm teure Aufmerksamkeiten geschenkt bekommt.

Das Potenzial, für das Thema Homosexualität eine ähnlich große Aufmerksamkeit wie etwa Oscar-Gewinner „Brokeback Mountain“ zu erreichen, hat der Film nicht. Letztlich beschränkt er sich darauf, rasante Unterhaltung mit Liebesfaktor zu liefern. So wurde daraus eine turbulente Komödie mit zwei Star-Hauptdarstellern, die in dieser ungewöhnlichen Paarkonstellation zumindest ein Weilchen in Erinnerung bleiben dürften.

I love you Phillip Morris

USA 2009. Regie: John Requa, Glenn Ficarra. Mit: Jim Carrey, Ewan McGregor, Leslie Mann. Verleih: Filmladen. 97 Min.

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