Es war in Österreich das wohl aufsehenerregendste Gerichtsverfahren der letzten Jahre: Der Prozess gegen 13 Tierschützer, die nach dem so genannten "Mafia“-Paragrafen 278a - Bildung einer kriminellen Organisation - angeklagt wurden. Regisseur Gerald Igor Hauzenberger begleitete über zweieinhalb Jahre die Geschehnisse rund um den Prozess mit seiner Kamera. Er filmte bei Protest-Aktionen der Tierschützer mit und begleitete die Angeklagten bis in ihr persönliches Umfeld. Er war an den meisten der insgesamt 88 Prozesstagen anwesend und er interviewte Regierungspolitiker zu dem Fall.Kurz,
Eine 15-köpfige Gruppe flog im Juni zu einer Gedenkreise zur ehemaligen NS-Vernichtungsstätte Maly Trostinec in Weißrussland. Fast 10.000 österreichische Juden wurden dort ermordet. An dem Ort, wo kaum etwas an die Geschehnisse von damals erinnert, setzten die Mitreisenden ein Zeichen gegen das Vergessen.Die Stelle in dem Wäldchen liegt etwa zehn Kilometer von Minsk entfernt. Hohe Kiefern ragen in den Himmel. Es ist ruhig ringsherum, nur das Gezwitscher der vielen Vögel ist zu vernehmen. Es könnte ein idyllischer Ort sein, wüsste man nicht, was hier geschehen ist. Zwischen 40.000 und
"Periferic“ beschreibt einen Tag der Entscheidungen im Leben einer jungen rumänischen Frau am Rande der Gesellschaft. Matilda hat zwei Jahre im Gefängnis verbracht und erhält jetzt 24 Stunden Freigang. Die Chance möchte sie nutzen und sich ins Ausland absetzen. Zuvor muss sie allerdings noch einige private Dinge in Ordnung bringen. Sie fährt mit ihrem Bruder zum Begräbnis der Mutter aufs Land und sucht anschließend Paul, den Vater ihres Kindes, auf, einen charakterlosen Zuhälter, der das Kind längst in ein Waisenhaus gegeben hat. Beide Treffen verlaufen schlecht. Ihre Familie
„I love you Phillip Morris“: Jim Carrey und Ewan McGregor mimen ein homosexuelles Paar mit Hang zum Kriminellen. Es ist die wahre Geschichte des Hochstaplers Steven Russel.Sie sind mit Sicherheit eines der ungewöhnlichsten Liebespaare dieses Kinojahres. Jim Carrey (als Steven Russell) und Ewan McGregor (als Phillip Morris), die sich in „I love you Phillip Morris“ auf den ersten Blick ineinander verlieben. Ihre Blicke treffen sich erstmals im Knast, wo beide zu der Zeit eine Haftstrafe absitzen müssen. Doch sind sie keine Schwerverbrecher, sondern durchaus sympathische Betrüger. Was
„35 Rum“: Claire Denis erzählt über die Sehnsucht nach Nähe und den Mut zu Veränderungen.Im Zentrum von „35 Rum“ stehen der Zugführer Lionel und seine fast erwachsene Tochter Josephine. Rund um die beiden, die zusammen in sehr inniger Beziehung in ihrer Pariser Vorstadtwohnung leben, bilden Nachbarn und Arbeitskollegen ein erweitertes Familienumfeld. Da ist Nachbar Noé, der nach wie vor in der alten, unveränderten Wohnung seiner Eltern lebt und damit in der Vergangenheit haften geblieben ist. Die Taxifahrerin Gabrielle, ebenfalls eine Nachbarin, kümmerte sich früher oft um
Eine ehemaliger Delfin-Trainer der US-Serie Flipper macht sich auf, um die grausame Jagd auf Delfine in einer japanischen Bucht zu dokumentieren.Der Auslöser war jener Tag, an dem einer der fünf „Flipper“-Delphine aus der legendären TV-Serie der 1960er Jahre in Ric O’Barry’s Armen gestorben ist. Dieser Tag brachte den Delfintrainer zum Umdenken. O’Barry glaubte zu spüren, dass das Delfinweibchen freiwillig ihr Leben beendete, indem es sein Atemloch verschloss und erstickte. Nach dem „Selbstmord“ als Folge der Gefangenschaft war der Trainer davon überzeugt, dass Delfine
Regisseur Gianni Di Gregorio drehte bei "Das Festmahl im August" nach autobiografischen Erlebnissen."Ferragosto" heißt in Italien jener Feiertag, der auf den 15. August fällt und der auch in anderen katholischen Ländern als Maria Himmelfahrt gefeiert wird. Er ist in unserem südlichen Nachbarland einer der wichtigsten Feiertage und wer kann, schaut, dass er in dieser heißen Zeit des Jahres möglichst für einige Tage der Stadt entflieht, ans Meer oder in die Berge fährt. Gianni kann das nicht, denn der Junggeselle mittleren Alters muss sich um seine dominante alte Mutter kümmern, mit der
Die lebenslustige Herzogin von Devonshire ist in einer unglücklichen Ehe gefangen und versucht, gegen vorherrschenden gesellschaftliche Zwänge der damaligen Zeit anzukämpfen.Als Lady Georgiana Dorothy Spencer 1774 mit dem Herzog von Devonshire, William Cavendish, verheiratet wird, ist sie 17 Jahre alt. Die junge Frau ahnt zu dem Zeitpunkt noch nicht, was es heißt, eine derartige standesgemäße Verbindung einzugehen. Für den eiskalten Herzog stellt die Ehe nur eine lästige Pflicht dar und seine junge Frau interessiert ihn nur insofern, als sie ihm einen Sohn, einen legitimen Nachfolger,
"Secret Sunshine": Der Film des Südkoreaners Lee Chang-Dong schildert ein Leben voller Tragik und ohne Halt."Secret Sunshine" ist das Gegenteil von dem, was man gemeinhin ein Feel-Good-Movie nennt. Schonungslos erzählt der koreanische Film von der großen Tragik des Lebens, die durch einen Schicksalsschlag ausgelöst wird, der kaum heilbare Wunden hinterlässt. Ein solches Schicksal ereilt die junge Frau Shin-ae, die mit ihrem Sohn von Seoul zu einem Neubeginn in eine Provinzstadt zieht. Offensichtlich schon zuvor nicht nur auf die Sonnenseite des Lebens gefallen, begegnet sie der neuen
"Australia": Großes, aber überfrachtetes Kino aus dem kleinsten Erdteil, gespielt von Hollywood-Aussies wie Nicole Kidman und Hugh Jackman.Fast alles, was Rang und Namen hat im australischen Filmgeschäft, hat sich für dieses Projekt zusammengetan. Herausgekommen ist eine Mischung aus Abenteuer-, Liebes- und Historienepos. Fast alles ist australisch - Regisseur, die Hauptdarsteller und natürlich die Story, die Land und Geschichte selbst in den Mittelpunkt rückt. In den gut zweieinhalb Stunden von "Australia" wurde an Abenteuer, Romanze, aber auch Kitsch nur wenig gespart. Die feine Lady
Das Remake des Hollywood-SciFi-Klassikers „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ aus 1951 erweist sich allzu erwartbar als Genrefilm.Das Original kam bereits 1951 in die Kinos. Damals wie auch in der aktuellen Fassung von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ landen Außerirdische, um die Menschen zu warnen. Als die Aliens dem Raumschiff entsteigen, werden sie aber nicht freundlich empfangen, sondern von einem Soldaten niedergeschossen. Sollte der Film in den 1950er Jahren ein Fingerzeig in Bezug auf die eben überstandenen Kriege und die drohende Atomgefahr sein, so wäre heute die
„Sohn von Rambow“: Zwei Elfjährige inszenieren phantasievoll ihren eigenen Rambo-Film.Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich die zwei elfjährigen Buben nichts zu sagen hätten. Doch bald wird klar, dass der schüchterne Will und der Rabauke Lee sehr wohl einiges gemeinsam haben: Beide sind sie Außenseiter an ihrer Schule. Will wird von seiner streng religiösen Mutter von allem, was schlechten Einfluss ausüben könnte, abgeschirmt. Lee wächst alleine mit seinem großen Bruder auf.Inspiriert vom Action-Helden Rambo, beginnen die beiden dessen Filme nachzudrehen und es
"Unter Kontrolle": Nicht alles ist immer so, wie es scheint.Als irgendwo in der amerikanischen Provinz eine brutale Mordserie geschieht, werden zwei FBI-Agenten zur örtlichen Polizeistation geschickt. Durch die Befragung von drei überlebenden Augenzeugen soll der Tathergang rekonstruiert werden. Während der Einvernahme zeigt sich, dass die Zeugen keinen allzu genauen Umgang mit der Wahrheit pflegen. Ungeahnte dunkle Seiten treten zum Vorschein. Etwa, dass die Provinz-Polizei keineswegs nur Freund und Helfer ist, sondern ihre Macht für böse Spielchen nutzt. Schritt für Schritt tastet sich
"Wholetrain": Der Milieufilm bringt die deutsche Graffiti-Szene ins Kino.Ursprünglich waren es die Bilder der illegal besprayten U-Bahnzüge in New York, die Graffiti in den 80er Jahren auch bei uns bekannt machten. Sozial benachteiligte Jugendliche aus den dortigen Ghettos verliehen sich selbst damals durch ihre Sprühkunst eine öffentliche Stimme. Eine künstlerische Subkultur entstand, die sich weltweit verbreitete und auch nach Deutschland kam, dem Schauplatz dieses Milieufilms.Wholetrain zeigt eine Innenansicht der Graffiti-Szene, indem er vier Jungs porträtiert, die gemeinsam ein
Die Dokumentation "Schnelles Geld" zeigt das Leben jugendlicher Bettler auf den Straßen Wiens.Entschuldigung, haben sie vielleicht ein paar Cent?" Rund um den Wiener Westbahnhof stellen sie diese Frage oft. Die Jugendlichen, die sich mit Schnorren das Geld zum Leben verdienen. Regisseurin Sabine Derflinger hat darüber "direkt vor ihrer Haustür" einen Dokumentarfilm gedreht. Sie begnügt sich dabei nicht mit einer oberflächlichen Abbildung des Straßenalltags, sondern blickt in "Schnelles Geld" weit hinter die Kulissen, direkt ins Leben der Jugendlichen. Dies ist auch die große Leistung
Im neuen Film von Jim Jarmusch begibt sich Bill Murray als alternder Herzensbrecher unfreiwillig auf die Spuren seiner Vergangenheit.Mit hängenden Schultern sitzt Don Johnston (Bill Murray) im Trainingsanzug auf seiner Couch und starrt ins Leere. In größtmögliche Lethargie verfallen zappt er durchs Fernsehprogramm und kippt schließlich langsam nach links, schließt die Augen und schläft ein. Kein guter Tag für Don. Seine junge Freundin hat ihn soeben verlassen und mit der Post ist ein rosaroter Brief ins Haus geflattert, in dem ihm eine Ex-Geliebte mitteilt, dass er Vater eines
In Peter Lichtefelds "Playa del Futuro" sucht eine Handvoll Aussteiger am Bahnhof das echte Leben.Der "Playa del Futuro" in Peter Lichtefelds gleichnamigem Film hat nichts mit dem gemeinsam, was man sich unter einem spanischen Ferienparadies vorstellt. Strand gibt es dort nämlich keinen, und die Drinks bestellt man nicht an der Strandbar, sondern im abgelegenen Bahnhofsrestaurant. Dieses wird zum Zentrum des Geschehens, in das Jan auf der Suche nach seinem Kumpel Rudi eintaucht, nachdem der ihn in Köln auf einem Berg Schulden sitzen gelassen hat. Der "Strand der Zukunft" entpuppt sich als
Wer hierzulande die Archive des öffentlich-rechtlichen Rundfunks benutzen will, stellt fest, dass das gar nicht so einfach ist.Wer in Österreich die Archive des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nutzen möchte, muss zuerst einige Schranken überwinden."Über den offiziellen Weg hätten wir unseren Film nicht machen können", zeigen sich Eva Simmler und Thomas Korschil überzeugt, dass die Umsetzung ihres Films "Artikel 7 - Unser Recht" nur über Umwege realisierbar war. Rund ein Drittel der Dokumentation über die Kärntner Slowenen besteht aus tv-Archivmaterial, das die beiden Regisseure in
In "My Summer of Love" brechen zwei Mädchen unterschiedlicher Herkunft aus ihrem Alltag aus.Tamsin kommt aus gutem Hause, hört Edith Piaf und zitiert Friedrich Nietzsche. Ihre Sommerferien verbringt sie auf dem Landhaus ihrer Eltern im englischen Yorkshire. Mona ist Waise und lebt dort im Dorf gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Phil im Haus einer heruntergekommenen Bar. Trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedlichen Herkunft fühlen sich die beiden Mädchen stark zueinander hingezogen. Einen Sommer lang erleben sie eine leidenschaftliche Freundschaft und brechen gemeinsam aus ihrem
Zwei Filmemacher geben der slowenischen Minderheit in Kärnten eine Stimme und schaffen damit ein politisches und gesellschaftliches Sittenbild Österreichs.Junge Kärntner Slowenen gehen Anfang der 1970er Jahre in Klagenfurt und Kärnten auf die Straße, um zu demonstrieren. Die Leute fordern die Erfüllung der in Artikel 7 des Staatsvertrages festgelegten Rechte für die slowenische Minderheit. Da die Politik ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, beginnen einige Slowenen, die Ortstafeln selbst zweisprachig zu beschriften. Später kommt es am Jahrestag der Volksabstimmung zum Ortstafelsturm
In Andreas Grubers Film "Welcome Home" finden sich zwei Gendarmen als Flüchtlinge in Ghana wieder.Eigentlich sollte es eine Routineangelegenheit sein: den afrikanischen Flüchtling an der grünen Grenze aufgegriffen, in Schubhaft gesteckt und ab zurück in die Heimat. Die Abschiebung per Flugzeug nach Ghana würden die Kärntner Gendarmeriebeamten Rösler (Georg Friedrich) und Samhaber (Rainer Egger) vorschriftsmäßig erledigen. Doch dann kommt alles anders. Der zuständige Einreisebeamte in Accra zweifelt an der Echtheit der Papiere und nimmt den beiden die Pässe ab. Ohne Geld und
Täglich 500 Tonnen Barsch werden aus dem Viktoriasee gefischt. Die Filets kommen nach Europa, zurück bleiben Hunger und Bomben. Der Film "Darwin's Nightmare" dokumentiert diese Spielart der Globalisierung.
Vergangenheit als Zukunftsmotor: Lokalwahlen in Rumänien - und wer gewinnt: ein Deutscher. In Hermannstadt wählten 88 Prozent den Vertreter der deutschen Minderheit zum Bürgermeister.Der Fortbestand der siebenbürgisch-sächsischen Identität scheint ausgeschlossen." Mit dieser resignierenden Feststellung endet die Chronik der Siebenbürger Sachsen, die Theodora Puia vom Volkskundemuseum Hermannstadt, Sibiu, vorlegt. In Hermannstadt, das im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern gegründet wurde, leben heute nur mehr rund 2.000 Deutschstämmige unter 170.000 Einwohnern. Vor dem zweiten