Im Korsett der Pflicht

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Die lebenslustige Herzogin von Devonshire ist in einer unglücklichen Ehe gefangen und versucht, gegen vorherrschenden gesellschaftliche Zwänge der damaligen Zeit anzukämpfen.

Als Lady Georgiana Dorothy Spencer 1774 mit dem Herzog von Devonshire, William Cavendish, verheiratet wird, ist sie 17 Jahre alt. Die junge Frau ahnt zu dem Zeitpunkt noch nicht, was es heißt, eine derartige standesgemäße Verbindung einzugehen. Für den eiskalten Herzog stellt die Ehe nur eine lästige Pflicht dar und seine junge Frau interessiert ihn nur insofern, als sie ihm einen Sohn, einen legitimen Nachfolger, gebären soll. Nachdem Georgiana vorerst "nur" zwei Mädchen das Leben schenkt, wird das Eheleben immer unerträglicher.

Der Film beruht auf der Biografie des wahren Lebens von Georgiana, Herzogin von Devonshire (1757-1806). Georgiana avancierte zu einer der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit und umgab sich mit Politikern und Literaten. Als eine der meistbewunderten Schönheiten schaffte sie sich auch den Ruf einer Stilikone ihrer Zeit. Kurz, sie war umschwärmter Liebling der Gesellschaft, doch im Privatleben litt sie. Als ihr Mann ihre beste Freundin als Geliebte nimmt und sie sogar ins gemeinsame Haus integriert, ist der Tiefpunkt erreicht.

Augenscheinlich sind die vielen Parallelen mit der Lebensgeschichte Lady Dianas. Auch sie heiratete bereits mit 20 Jahren, war in der Öffentlichkeit als "Königin der Herzen" äußerst beliebt und litt privat im Zusammenleben mit dem steifen Charles unter Depressionen. Dazu kommt, dass Georgiana auch tatsächlich eine Vorfahrin Lady Di's (ursprünglich Diana Spencer) war. Es bestehen also etliche Gemeinsamkeiten, auf die der Film aber glücklicherweise nicht eingeht.

Private Tragik

Die Konzentration liegt auf der Erzählung der privaten Tragik Georgianas. Gespielt wird sie von der jungen Keira Knightley, die gut die Lebensenergie und spätere Kampfbereitschaft dieser Frau verkörpert, die nicht gewillt ist, sich ihrem Schicksal zu fügen. Einzig die Eleganz, die man sich von einer Dame der Gesellschaft dieser Zeit erwarten würde, vermisst man leicht bei Knightley. Ihren Gegenpart übernahm Ralph Fiennes, dem die Rolle des melancholischen, durch die Last der Pflichterfüllung gebrochenen Herzogs, auf den Leib geschrieben ist. Sein leerer, desillusionierter Blick vermittelt eine Melancholie, die alleine schon einen Kinobesuch wert ist. "Die Herzogin" ist ein Film über das unglaublich strenge Korsett gesellschaftlicher Zwänge, in das die Aristokratie gepresst war. Die Pflichterfüllung stimmt mit inneren Bedürfnissen in keiner Weise überein und die Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Status steht vor privatem Glück. Dies gilt für alle beteiligten Personen, jedoch am allermeisten für die mit geringeren Rechten ausgestatteten Frauen. Als Herzogin wurde für Georgiana die Lebenssituation im herrschaftlichen Schloss ähnlich jener in einem Gefängnis.

Nicht nur durch die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller, sondern auch durch den konzentrierten Blick auf Kleinigkeiten vermittelt "Die Herzogin" bewegende Einblicke in die Zwänge dieser Zeit.

Die Herzogin (The Duchess)

GB/I/F 2008. Regie: Saul Dibb. Mit Keira Knightley, Ralph Fiennes.

Verleih: Filmladen. 110 Min.

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