Ein Feiertag mit alten Damen

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Regisseur Gianni Di Gregorio drehte bei "Das Festmahl im August" nach autobiografischen Erlebnissen.

"Ferragosto" heißt in Italien jener Feiertag, der auf den 15. August fällt und der auch in anderen katholischen Ländern als Maria Himmelfahrt gefeiert wird. Er ist in unserem südlichen Nachbarland einer der wichtigsten Feiertage und wer kann, schaut, dass er in dieser heißen Zeit des Jahres möglichst für einige Tage der Stadt entflieht, ans Meer oder in die Berge fährt. Gianni kann das nicht, denn der Junggeselle mittleren Alters muss sich um seine dominante alte Mutter kümmern, mit der er gemeinsam unter einem Dach wohnt. Da der etwas lethargische Gianni aber nicht Nein sagen kann, hat er über die Feiertage plötzlich nicht nur eine, sondern vier alte Damen in seiner Wohnung.

Dies sind noch die Mutter seines Hausverwalters, dessen Tante sowie die Mutter des Hausarztes. Nach geringer Gegenwehr fügt sich Gianni seinem Schicksal und versucht, die Tage möglichst komplikationslos über die Bühne zu bringen. Doch die betagten Damen erweisen sich als starke Charaktere, weshalb Gianni langsam, aber sicher die Kontrolle über die Situation entgleitet.

Hommage an das Alter

Hauptdarsteller und Regisseur Gianni di Gregorio drehte den Film nach autobiografischen Erlebnissen. Di Gregorio betreute selbst mehrere Jahre seine alte Mutter und wurde nach einem Mietrückstand von seinem Hausverwalter zwecks Schuldentilgung tatsächlich gefragt, ob er während des August-Feiertags seine Mutter betreuen könnte.

Aus verletztem Stolz lehnte di Gregorio ab, doch ließ ihn die Frage nicht mehr los, was passiert wäre, wenn er zugesagt hätte. Der Film ist das Ergebnis dieser Überlegungen und ist letztlich zu einer Hommage an das Alter geworden. Die von ihren Söhnen abgeschobenen alten Frauen finden in der Gemeinschaft zu einer Energie, die spielend ausreicht, um den Jungen wieder das Zepter aus der Hand zu nehmen. Alle vier betagten Hauptdarstellerinnen sind Laien und drücken mit ihrer spontanen Natürlichkeit und ihren starken Charakteren dem Film klar den Stempel auf.

Authentizität der Charaktere

Di Gregorio gab ihnen viel Freiraum, um ihre Persönlichkeiten authentisch zu entfalten, was den Film phasenweise regelrecht dokumentarisch werden lässt. Was die dramatischen Zuspitzungen betrifft, so bleibt "Das Festmahl im August" zu zurückhaltend. Mit der Dauer von 75 Minuten ist die Komödie sehr kurz geraten, und so fühlt man sich mit den Erwartungen und der Neugier, die für das feiertägliche Vier-Damen-Haus geweckt werden, am Schluss etwas alleine gelassen. Mankos, die das mit köstlichem, hintergründigem Humor gespickte Filmvergnügen etwas trüben.

Das Festmahl im August (Pranzo di Ferragosto)

I 2008. Regie: Gianni Di Gregorio. Mit Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis, Marina Cacciotti, Maria Cali, Grazia Cesarini, Sforza. Verleih: Filmladen. 75 Min.

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