Amor im Rückwärtsgang

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Im neuen Film von Jim Jarmusch begibt sich Bill Murray als alternder Herzensbrecher unfreiwillig auf die Spuren seiner Vergangenheit.

Mit hängenden Schultern sitzt Don Johnston (Bill Murray) im Trainingsanzug auf seiner Couch und starrt ins Leere. In größtmögliche Lethargie verfallen zappt er durchs Fernsehprogramm und kippt schließlich langsam nach links, schließt die Augen und schläft ein. Kein guter Tag für Don. Seine junge Freundin hat ihn soeben verlassen und mit der Post ist ein rosaroter Brief ins Haus geflattert, in dem ihm eine Ex-Geliebte mitteilt, dass er Vater eines mittlerweile 19-jährigen Sohnes sei. Als sich Don widerwillig aufmacht, die anonyme Briefschreiberin ausfindig zu machen, beginnt eine aberwitzige Reise in die Vergangenheit. Für kurze Zeit bricht er in die unterschiedlichen Lebenswelten der vier in Frage kommenden Frauen ein. Aus dem Ex-Hippiegirl Dora wurde etwa die todlangweilige Betreiberin einer Immobilienfirma und Laura (Sharon Stone) bildet als Rennfahrerwitwe mit ihrer halbwüchsigen Tochter ein kurioses Zweimäderlhaus.

Die Lebensumstände der Frauen, die in "Broken Flowers" plötzlich vor ihrem Verflossenen stehen, werden von Regisseur Jim Jarmusch bis zur Absurdität hin überzeichnet und karikiert. Jarmusch tut dies mit großer Liebe zum Detail, sowohl was die Ausstattung als auch die schauspielerischen Feinheiten betrifft. Kein Foto, keine Puderdose, kein Augenaufschlag und keine Handbewegung, die nicht bewusst eingesetzt werden.

Dons Blick auf das Leben der Frauen ist ein analytischer und gleichzeitig ein sehr machohafter, der zwischendurch immer wieder an einem attraktiven Frauenbein hängen bleibt. Über die Reise findet Don wieder die Motivation für sein eigenes Leben. Die Vergangenheit ist vorbei - was die Zukunft bringt, wisse er nicht, meint Don in der Mitte des Films. Und alles was zähle sei die Gegenwart. Jim Jarmusch philosophiert in "Broken Flowers" wieder über das Leben. In einem Film, in dem eigentlich alles passt, vom subtilen Humor bis hin zum großartigen Bill Murray, dem nach "Lost in Translation" schon wieder eine Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Auch der soul-lastige Soundtrack ist so deplatziert, dass er schon wieder perfekt stimmt.

Broken Flowers

USA 2005. Regie: Jim Jarmusch. Mit Bill Murray, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Jessica Lange, Tilda Swinton, Julie

Delphy. Verleih: Tobis Film. 105 Min.

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